Facing You Keith Jarrett

Cover Facing You

Album Info

Album Veröffentlichung:
2015

HRA-Veröffentlichung:
04.05.2015

Label: ECM

Genre: Jazz

Subgenre: Free Jazz

Interpret: Keith Jarrett

Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)

Entschuldigen Sie bitte!

Sehr geehrter HIGHRESAUDIO Besucher,

leider kann das Album zurzeit aufgrund von Länder- und Lizenzbeschränkungen nicht gekauft werden oder uns liegt der offizielle Veröffentlichungstermin für Ihr Land noch nicht vor. Wir aktualisieren unsere Veröffentlichungstermine ein- bis zweimal die Woche. Bitte schauen Sie ab und zu mal wieder rein.

Wir empfehlen Ihnen das Album auf Ihre Merkliste zu setzen.

Wir bedanken uns für Ihr Verständnis und Ihre Geduld.

Ihr, HIGHRESAUDIO

  • 1In Front10:14
  • 2Ritooria05:54
  • 3Lalene08:30
  • 4My Lady; My Child07:25
  • 5Landscape for Future Earth03:34
  • 6Starbright05:05
  • 7Vapallia03:55
  • 8Semblence03:02
  • Total Runtime47:39

Info zu Facing You

Als Keith Jarrett im November 1971 in einem Osloer Studio sein erstes Soloalbum für ECM einspielte, konnte noch niemand ahnen, daß er damit eine stille Revolution im Jazz einleiten würde. Im Jahr zuvor hatte der damals 26jährige Pianist noch als elektrisch verstärkter Tastenvirtuose an der Seite von Miles Davis gewirkt und mit diesem sowie anderen Koryphäen des modernen Jazz (u.a. John McLaughlin, Herbie Hancock, Chick Corea, Dave Holland, Ron Carter, Jack DeJohnette und Billy Cobham) Aufnahmen für die Alben 'Get Up With It','Directions', 'Miles Davis At Fillmore' und 'Live - Evil' gemacht. Dann debütierte er im Duo mit Jack DeJohnette und der Platte 'Ruta & Daitya' (ECM1021) bei ECM. Das im März 1971 eingespielte Album sollte zugleich Jarretts Abschied vom elektrischen Instrumentarium und den rockigen Beiklängen bedeuten. Mit 'Facing You' schlug Keith Jarrett acht Monate später ein neues Kapitel in seiner Karriere auf: das der pianistischen Soloimprovisation.

'Ein neues Jazzklavier artikuliert sich. Es ist zwar keineswegs über Nacht entstanden, aber nie zuvor in dieser Konsequenz aufgetreten. Ein Jazzklavier, dessen Neuigkeit darin besteht, daß es - so paradox es klingen mag - nicht mehr viel mit 'Jazz' zu tun hat', beschrieb Uwe Andresen seine Eindrücke von 'Facing You' in dem Buch 'Keith Jarrett - Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten' (Oreos-Verlag). 'All das ist immer mit einer gewissen Schwermütigkeit verbunden, ist doch die Proklamation des Gefühls ein intellektueller Anspruch. Jarrett verblüfft dabei jedoch durch eine enorme Leichtfingrigkeit. Er bleibt nicht durch emotionalen Sirup an den Tasten kleben, sondern weckt die Erinnerung an einen kristallklaren Fluß der Gefühle. Dort gibt es horizontale wie vertikale Strömungen, Wirbel und Strudel. Aufgewühlt manchmal, und dann wieder ruhig bis an die Grenze zum Stillstand, je nachdem, wie breit dieses Flußbett ist. Aber 'Facing You' ist mehr. Denn nie zuvor hat Jarrett so intensiv und ausschließlich mit kleinen Motiven gearbeitet. ('Motiv' übrigens im musikalischen wie im bildlichen Sinne verstanden.) Die rechte Hand singt melancholische Lieder, die linke seufzt wehmütig dazu. Wahre Elegien sind's zum Teil, die Jarrett in vergleichsweise kurzen Stücken intoniert. Der zehnminütige Eingangstitel 'In Front' läßt nachträglich ahnen, wie knapp Jarrett schon davor ist, diese Lieder zu einer Mischung aus Requiem und Kantate auszudehnen. Das ist nämlich praktisch schon der solokonzertante Pianist, der auf einem großen, atmenden Improvisationsbogen bunte bis farbenprächtige Motivketten reiht, dessen Virtuosität nicht in Fingerakrobatik verharrt, sondern sich auf die Architektur richtet, auf das übergeordnete Zeitmaß, die große Dynamik.'

'Erstlinge neigen zu Redundanzen. Denn sind die Künstler unter Vertrag, wollen sie auch zeigen was in ihnen steckt', beobachtete der Jazzkritiker Ralf Dombrowski. 'Keith Jarrett machte da keine Ausnahme und ließ sich auf 'Facing You' voller Impulsivität in eine Welt der Improvisationen fallen. Allerdings hatte der damals 26jährige Pianist aus Allentown, Pennsylvania, vor seinem Solo Einstand bei der Plattenfirma ECM bereits einiges an Erfahrungen hinter sich gebracht. Drei Jahre bei Art Blakey, Kooperationen mit Charles Lloyd, Charlie Haden und Paul Motian und schließlich die Zeit 1969 bis 1971 in der Electric Jazz Band von Miles Davis ließen ihn an der Seite berühmter Kollegen wachsen. So konnte Jarrett im Jahr 1972 mit 'Facing You' den großen Wurf wagen, ohne Gefahr zu laufen, sich als genialischer Träumer im Nirwana der Introspektion zu verlieren. Tatsächlich markiert das Album den Wendepunkt eines Trends. Hardbop und Free, Jazzrock und Fusion neigten dazu, die Musik immer mehr anzufüllen, zu verfremden, zu überhöhen. Jarrett zog die Interpretationsbremse und reduzierte die Klänge auf das Individuelle. Der Virtuose und sein Instrument, ein Mythos der bürgerlichen Konzertsaalkultur, wurde voll Emphase wiederbelebt und mit neuer Kraft gefüllt. Denn die acht eigenen Kompositionen vereinen den freien Puls der Avantgarde mit der Romantik der unmittelbaren Schaffenskraft. Jarretts Hang zur Harmonie trotz hartem, klaren Anschlag und seine choralhafte Innerlichkeit verschaffen schon 'Facing You' die Aura der Gefühlstiefe, die später mit 'The Köln Concert' weltberühmt wurde. Ein Meilenstein.'

Keith Jarrett, Klavier

Recorded 10. November 1971 at Arne Bendiksen Studio, Oslo
Engineered by Jan Erik Kongshaug
Produced by Manfred Eicher

Digitally remastered


Keith Jarrett
Der amerikanische Pianist, Komponist und Bandleader Keith Jarrett gehört zu den erfolgreichsten und stilprägenden Musikern der vergangenen vier Jahrzehnte und hat vor allem durch seine außergewöhnlichen Solo-Konzerte maßgeblich die Vorstellung von zeitgenössischer Improvisation beeinflusst. Er wurde am 8. Mai 1945 in Allentown in Pennsylvania geboren, hatte seit dem dritten Lebensjahr Klavierunterricht und stand als Siebenjähriger zum ersten Mal auf der Bühne. Außerordentlich begabt und spieltechnisch versiert, konnte er dem Studium am Berklee College in Boston wenig abgewinnen, begann in den frühen Sechzigern seine Laufbahn als Live-Musiker und arbeitete schnell mit großen Namen des Geschäfts wie Chet Baker, Lee Konitz und Art Blakey zusammen. Im Jahr 1966 engagierte ihn der Saxophonist Charles Lloyd für seine Band, bereits kurz darauf gründete er mit dem Bassisten Charlie Haden und dem Schlagzeuger Paul Motian ein eigenes Trio, das er später durch den Saxophonisten Dewey Redman zum Quartett erweiterte.

Ende der sechziger Jahre war Jarrett bereits über Spezialistenkreise hinaus bekannt. Der eigentliche Durchbruch jedoch gelang ihm zunächst als Mitglied der Jazzrockformationen von Miles Davis (1969-71), dann als Solokünstler für das Münchner Plattenlabel ECM. Bis zum Jahr 1975 spielte er rund 50 Solo-Konzerte in aller Welt, mit denen er ein neuartiges Prinzip des freien Flusses motivisch geprägter Improvisationen ausbaute und kultivierte. Aufnahmen wie 'Solo Concerts Bremen / Lausanne' (1974) und 'The Köln Concert' (1975) wurden nicht nur vielfach preisgekrönt, sondern gehörten auch bald zu den Bestsellern des nach Introvertiertheit und Individualismus strebenden Jazz der siebziger Jahre. Zu den Mammut-Projekten dieser Ära zählten die auf 10 LPs veröffentlichen Aufnahmen von fünf Soloauftritten in Japan vor 40.000 Zuhörern, die unter dem Titel 'Sun Bear Concerts' 1979 veröffentlicht wurden.

Neben den Aktivitäten im Konzertsaal begann Jarrett auch, sich für klassische Musik und im Jazz unübliche Instrumente zu interessieren. Die Alben 'Hymns, Spheres' (1976) und 'Invocations - Moth And The Flame' (1979) entstanden an der Riepp-Kirchenorgel in Ottobeuern, die Aufnahme 'In The Light' brachte ihn 1973 mit dem Südfunk-Orchester zusammen, 'Book Of Ways' (1986) präsentierte ihn am Clavichord, die während der folgenden Jahre entstandenen Einspielungen der 'Goldberg-Variationen' (1989) und des 'Wohltemperierten Klaviers' (1987/90) wurden mehrfach preisgekrönt. Darüber hinaus existierten stilistisch verschiedene Projekte wie etwa seine europäische Band mit dem Saxophonisten Jan Garbarek und der aus Palle Danielsson und Jon Christensen bestehenden Rhythmusgruppe ('Belonging', 1974) oder auch amerikanische Pendants mit Musikern wie Gary Burton, Kenny Wheeler ('Gnu High', 1975) und Dave Holland.

Wiederum seiner Zeit weit voraus zeigte sich Keith Jarrett zu Beginn der achtziger Jahre, als er mit der 1983 einsetzenden Serie von Standards-Einspielungen nicht nur das damals verpönte Broadway- und Tin-Pan-Alley-Repertoire wieder belebte, sondern durch das Trio mit Gary Peacock am Kontrabass und Jack DeJohnette am Schlagzeug auch dem Klavier-Trio-Format, das seit dem Tod von Bill Evans 1980 als abgeschlossen betrachtet wurde, neue Impulse gab. Seitdem folgten zahlreiche, überwiegend live aufgenommene Einspielungen dieser Gruppe, die sich allerdings regelmäßig mit Solodarbietungen ('Paris Concert', 1988; 'Vienna Concert', 1991; 'La Scala', 1995) abwechselten. Eine seltene Nervenkrankheit zwang Jarrett Ende der neunziger Jahre dazu, sich für mehrere Monate von der Bühne zurück zu ziehen. Nach der Genesung und dem ergreifend ausdrucksstarken Soloalbum 'The Melody At Night, With You' (1998) nahm er seine internationale Konzerttätigkeit wieder auf.

Mit dem Trio nahm er seitdem die Alben 'Whisper Not' (2000), 'Inside Out' (2001), 'Always Let Me Go' (2002), 'Up For It' (2003), 'The Out-Of-Towners' (2004), 'My Foolish Heart' (2007) und 'Yesterdays' (2009) auf. Aber auch als Solopianist wurde Jarrett wieder aktiv. Dabei hatte er im Juli 2001 in einem Interview mit Wolfgang Sandner von der FAZ noch die Bemerkung fallen gelassen, dass er sich vorerst nicht vorstellen könnte, wieder Solokonzerte zu geben. Doch schon ein Jahr später strafte sich Jarrett selber 'Lügen', als er in Tokio und Osaka Solokonzerte gab. Auf die Veröffentlichung der Aufnahmen mußte das Jazzpublikum allerdings drei Jahre warten: Erst 2005 erschien die Doppel-CD 'Radiance', ein Jahr später noch die DVD 'Tokyo Solo'. Für noch mehr Furore sorgte 2006 die Veröffentlichung des Mitschnitts eines Solokonzerts, das der Pianist in der New Yorker Carnegie Hall gegeben hatte. Für zahlreiche Kritiker und Fans stand fest: 30 Jahre nach dem legendären 'Köln Concert', das als das bestverkaufte Pianosolo-Album aller Zeiten gilt, hatte Keith Jarrett sich auf 'The Carnegie Hall Concert' selbst übertroffen und die Messlatte für improvisierende Solopianisten noch einmal ein gutes Stück höher gelegt. 2009 folgte die drei CDs umfassende Box 'Testament' mit Aufnahmen von Solokonzerten in Paris und London.

Nach all diesen Trio- und Soloeinspielungen überraschte Keith Jarrett seine Fans dann, als er 2010 mit dem Bassisten Charlie Haden (mit dem er über dreißig Jahre lang nicht zusammengearbeitet hatte) das wunderbar balladeske Duo-Album 'Jasmine' einspielte.

Booklet für Facing You

© 2010-2024 HIGHRESAUDIO