
Late Reflections Grandbrothers
Album Info
Album Veröffentlichung:
2023
HRA-Veröffentlichung:
14.04.2023
Das Album enthält Albumcover
- 1 Daybreak 05:45
- 2 Infinite 05:21
- 3 On Solid Ground 04:48
- 4 Golden Dust 01:56
- 5 North/South 04:23
- 6 Adrift 05:04
- 7 Yokohama Rascals 01:44
- 8 X 05:16
- 9 Vertigo 05:19
- 10 Boy in the Storm 04:40
Info zu Late Reflections
Im Zentrum von Grandbrothers Musik stand schon immer die Verbindung von Altem und Neuem. Auf ihrem vierten Album »Late Reflections« stellen sie nun ihr Schaffen in Verbindung zu einer Institution, die ihrer eigenen Musik sieben Jahrhunderte vorausgeht: der Kölner Dom.
Dieses ikonische Monument gotischer Architektur diente als Aufnahmestudio für das neue Album des deutsch-schweizerischen Duos. Das Ergebnis ist ein Album mit einem präzisen Sinn für Geschichte und Architektur, ein Album, das die räumlichen Eigenschaften dieses prachtvollen Baus zum Teil seiner hypnotischen Komposition selbst werden lässt und in Klang überführt.
Für ein Konzeptalbum ist »Late Reflections« eindringlich und immersiv, und es stellt ebenso viele Fragen, wie es Antworten gibt: Was bedeutet es für Musik, mit Architektur und Raum zu interagieren? Wie klingt eigentlich eine Kirche, die seit Jahrhunderten wegen ihrer Opulenz verehrt wird? Was kann zeitgenössische Kunst aus 700 Jahren Geschichte ziehen? Und wie können Musiker ihren eigenen kompositorischen Ansatz nach mehr als einem Jahrzehnt frisch und unverbraucht halten?
Von Beginn an haben Grandbrothers Musiktraditionen in Frage gestellt. So gelang es dem vor mehr als einem Jahrzehnt in Düsseldorf gegründeten Klavierduo mit seiner vielschichtigen Musik immer wieder, die Grenzen zwischen Ambient, Minimal und Electronica zu verschieben. Das Ergebnis klingt immer anders, doch immer geprägt durch die außergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen dem deutsch-türkischen Pianisten Erol Sarp und dem Schweizer Elektroniker und Software-Entwickler Lukas Vogel. Auf bisher drei Alben – Dilation (2015), Open (2017) und All The Unknown (2021) – zog das Duo seine besondere Inspiration aus einer konzeptuellen Beschränkung: Jeder Klang, jede Note stammt von nur einem einzigen Instrument – dem Konzertflügel.
Grandbrothers
Grandbrothers
ist ein von dem Pianisten Erol Sarp und Elektroniker Lukas Vogel 2011 gegründetes deutsch-schweizerisches Musikduo, das sich mit bislang drei Studioalben und anschließenden Europatourneen ein stetig wachsendes internationales Publikum erspielt hat.
Ausgangspunkt der Musik ist immer der Konzertflügel, das Herz jedoch steckt in einer Maschine: Über das Instrument ragt ein Gestell, an dem elektromechanische Hämmer befestigt sind. Wenn diese auf die Saiten schlagen, klingt es nach einer Art Cembalo, auf das Holz oder einzelne Messingteile gerichtet, verwandeln sie den Resonanzkörper in ein Percussion-Instrument. Zudem kommen Induktionsspulen zum Einsatz, sogenannte „Bows“, die die Saiten durch ein Magnetfeld in Schwingung versetzen und streicherähnliche Sounds erzeugen. Während Sarp am Flügel sitzt, steuert Vogel das System mittels einer selbstprogrammierten Software, nimmt die generierten Klänge auf und bearbeitet sie in Echtzeit mit Effekten – die Maschine hängt zwischen den beiden Musikern wie eine Schnittstelle.
Die Idee zu dieser eigenwilligen Apparatur hatten die beiden während ihres Studiums am Düsseldorfer Institut für Musik und Medien. Inspiriert von bedeutenden Vertretern der Neuen Musik wie John Cage oder Alvin Lucier, der Minimal Music eines Steve Reich, aber auch zeitgenössischen elektronischen Acts gründen sie 2011 ihr gemeinsames Projekt. Ihre Maschine verfeinern sie über die Jahre immer weiter, löten, wickeln Drähte, zweckentfremden industriell hergestellte Bauteile, damit die Technik weniger störanfällig wird. Die Sounds, die das Duo dem Instrument auf diese Weise entlockt, gehen weit über das hinaus, was John Cage einst mit seiner Technik des Präparierten Klaviers begann.
Mit ihrem innovativen Setup veröffentlichen Grandbrothers 2015 das von Publikum und Presse hochgelobte Debütalbum „Dilation“ auf dem Berliner Label FILM Recordings. 2017 und 2021 folgen mit den LPs „Open“ und „All The Unknown“ auf City Slang „zwei der wichtigsten elektronischen Pop-Platten des letzten Jahrzehnts“ (FAZ). Schon früh wird klar: Was in der Theorie Assoziationen an kunstmusikalische Fingerübungen, an abstrakte Klangforschung hervorrufen mag, stellt sich immer in den Dienst des Songwritings. Grandbrothers spielen eine von der Minimal Music und Neuer Musik inspirierte Popmusik, die sich im Laufe der Zeit mehr und mehr vom analogen Klang des Flügels emanzipiert, dichter und elektronischer wird. Bis heute haben sie damit über 100 Millionen Streams generiert. Dass ihr Sound nicht selten bildliche Assoziationen hervorruft, zeigt sich spätestens, als das Duo den Soundtrack zum Film „Hors normes“ von Olivier Nakache und Éric Toledano beisteuert, der im Mai 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes Premiere feiert. Im folgenden Jahr schufen sie den Score zu „Wanda, mein Wunder“ der Schweizer Regisseurin Bettina Oberli.
Bei all dem Fricklertum, das natürlich ein Fest für die Technik-Nerdszene ist, sind Grandbrothers keine reine Studioband. Wirklich erlebbar wird ihr Ansatz vor allem, wenn sie die Operation am offenen Herzen des Flügels live auf der Bühne durchführen. Das Publikum bekommt dann eine Ahnung davon, wie hier zwei Musiker über ihre Apparatur miteinander kommunizieren, wie sie mit einem einzigen Instrument einen enorm vielschichtigen und differenzierten Sound kreieren: tiefe Subbässe, harte elektronische Beats, die gleichermaßen nach klassischer Drum Machine und hölzernem Resonanzkörper klingen, synthesizerhafte Flächen, die immer wieder anschwellenden Pads mit ihren exakt gespielten repetitiven Figuren – und dazwischen, mal prominent, dann wieder hinter der dichten Klanglandschaft kaum mehr auszumachen: das Klavier selbst. So wie man es kennt.
Auf ihren ausgedehnten Europatourneen spielen Grandbrothers sowohl in klassischen Konzerthäusern wie dem Amsterdamer Concertgebouw und der Berliner Philharmonie als auch auf Festivals wie dem Montreaux Jazz Festival oder in Live-Clubs wie dem EartH in London. Im August 2022 spielten Grandbrothers auf Einladung des Weltkulturerbes Kölner Dom ein exklusives Konzert mit eigens für die spezielle Akustik des Ortes komponierten Stücken. Die hierfür komponierte Musik wurde 2023 als Album "Late Reflections" veröffentlicht.
Dieses Album enthält kein Booklet