Sting hat mitunter schon eine recht verrückte Art, Songs zu schaffen. Das Pferd von hinten aufzäumend erstellte er für sein neues Album zunächst im Studio zusammen mit allen Mitwirkenden, basierend auf einer musikalischen Grundidee ohne Rücksicht auf zukünftige Songtexte Songskelette. Bei dieser Prozedur ergänzen und variieren sämtliche Mitwirkende – auf dem Album 57TH & 9TH sind das immerhin 20 an der Zahl – die vorgegebene Grundidee der Reihe nach in Ping-Pong Art. Die dabei anfallenden individuellen Beiträge verknüpft Sting später zum Melodieteil der Songs. Fehlt noch der Text. Den erfindet Sting abhängig von der musikalischen Emotion des Songs im Nachgang. Konzentrationsfördernde Mittel, auch solche Selbstkasteiung umfassender, schräger Art sind dabei willkommen. So sperrt sich Sting laut eigener Aussage etwa in der kalten Jahreszeit zur Selbstdisziplinierung auf der Terrasse arbeitend aus der warmen Wohnung aus, bis der Song steht. Alles in allem tatsächlich eine recht verrückte und letztlich zeitintensive Art, Songs veröffentlichungsreif zu machen: drei Monate konzentriertes Schaffen stecken in 57TH & 9TH. Was bei dieser eigenwilligen Prozedur als Produkt herauskommt ist bemerkenswert. Bemerkenswert gut. Dieses nach dreizehn Jahren erste Album, das dem 'N' Roll à la The Police erstaunlich nahesteht, hat es nicht zuletzt in Bezug auf die Lyrics faustdick hinter den Ohren.
"Fifty Thousend" entpuppt sich als Requiem auf 2016 verstorbene Kollegen: Prince, David Bowie, Glenn Frey, und Lemmy. "One Fine Day" ist einem der brennenden Themen unserer Zeit, dem globalen Klimawandel gewidmet. Nicht weniger relevant ist der Gegenstand von "Inshallah", ein Gebet eines Flüchtlings aus dem mittleren Osten: ‚If it's God's will then it shall be‘. Mit "If You Can't Love Me" begibt sich Sting auf eine innere Reise durch seine Vergangenheit als Singer/Songwriter. "The Empty Chair" bezieht sich auf den grausamen Tod des Journalisten James Foley, der den Mördern von ISIS in die Hände fiel. Hardrock, als Gitarrenfestival raffiniert inszeniert gibt es auf „Petrol Head“. Wie fühlt man sich inmitten eines heftigen Beziehungsdramas? “Down Down Down”. Mitten in den Gefilden des Country Songs findet man sich in „The Pretty Young Soldier“ wieder. Gefühlvoll singend finden wir Sting, lediglich von einer Akustikgitarre begleitet „Heading South On The Great North Road“.
Dass aus 57TH & 9TH ein überaus gelungenes Sting-Album geworden ist, dafür sind wie gesagt nicht weniger als zwanzig Mitwirkende verantwortlich, wie der langjährige Sting-Weggefährde Dominic Miller, Vinnie Colaiuta, der ‚Joes Garage‘ mitgestaltet hat und der Ende der Siebziger in Frank Zappas Band aktiv war, Josh Freese Ex Guns'n'Roses Mann und , Lyle Workman, Leadgitarrist für unter anderem Todd Rundgren.
Nicht zuletzt trägt der üppige Sound dieses Downloads zum erfolgreichen Auftritt des neuen Sting-Albums 57TH & 9TH bei.