Mitten aus dem Nichts platzt das Debut-Album Tales of America des 26-jährigen Kenianers J.S. Ondara in die Folk-Rock-Szene des Mutterlands des Folk. Ok nicht ganz, aber so gut wie aus dem Nichts. Schließlich war der junge Sänger mit seiner ab und an ins Falsett kippenden tenoralen Stimmlage bereits in Bars und bei „Open Mic“- Veranstaltungen zu erleben. Ein Green Card Lotterie gewinn verschaffte dem 20-Jährigen, der sich das Singen ebenso wie das Gitarre Spielen selbst beigebracht hat, Zugang zum Gelobten Land, nach Minneapolis im Staate Minnesota, also dorthin, wo eines seiner beiden Vorbilder, Bob Dylan die letzten zehn Jahre seines Sängerlebens verbrachte. Sein anderes Vorbild war Jeff Buckley, der nach seinem Debut-Album Grace in jungen Jahren tragisch ums Leben kam. Den Ruhm der Vorbilder muss sich der Newcomer aus Kenia erst noch ersingen. Ob ihm das gelingen wird, wird man sehen, ist doch die Qualität von Tales of America durchaus zwiespältig.
Zur Habenseite des Albums zählt „American Dream“ mit afrikanischen Folksong-Anklängen und seiner unterschwelligen Sehnsucht nach dem Land seiner Väter. Zur Habenseite gehört auch der straight gitarren- und bassbegleitete „Torch Song“, zumindest bevor J.S. Ondara recht unsicher intonierend in tremolierenden Falsettgesang übergeht. „Television Girl“ geht als gekonnt inszenierte Folkballade durch, bei der auch die Falsetteinlange stimmig gelingt. Mit tiefer gelegter Stimmlage beweist J.S. Ondara Im kräftig mit Hall angereicherten exotischen Solostück „Turkish Bandana“ seine Schokoladenseite, die den Falsett gekonnt realisiert einschließt. Auch „Good Question“ gehört zur Kategorie gelungener Songs.
Mit eher zögerlich geführter, flackernder Stimme schneiden die übrigen Songs auf dem Debut-Album nicht gar so vorteilhaft ab. Eine deutlich positive Ausnahme stellt „God bless America“, der letzte Song auf dem Album dar, der versöhnlich dazu beiträgt, die stimmlich teilweise nahe am Nervigen gestalteten Songs angesichts der gelungenen Songs als allerdings wohl vermeidbaren Beifang eines an sich gelungenen Fischfangs zu vergessen.
J.S. Ondara hat Potential. Man kann ihm für eine erfolgreiche Zukunft als Folksänger nur kompetente Produzenten wünschen, die darauf achten, dass nur hochwertig realisierte Songs veröffentlicht werden. Im Übrigen ist lässt die akustische Realisierung dieses Albums keine Wünsche offen.
J.S. Ondara, Gitarre, Gesang