John T Davis singt? Das ist doch der Davis, der erfolgreich Dokumentarfilme produziert – oder etwa nicht? Genau der ist das. Geht man auf seine Website, findet man dort auf der Homepage „JOHN T DAVIS: Filmmaker and Musician“ quer über dem Asphaltbett eines Schwarz-Weiß-Fotos der historischen Route 66. Also singt er tatsächlich. Dass er als Sänger bislang nicht weiter aufgefallen ist dürfte schlicht daran liegen, dass er gerade erst sein Debütalbum Last Western Cowboy und kurz darauf das zweite Album Indigo Snow herausgebracht hat, die beide um eines der Kernthemen US-amerikanischer Musik kreisen, um Western-Countrymusik, wobei sich das erste Album dem Thema Westernmusik mehr aus Sicht seiner Helden, der Cowboys nähert, während das Folgealbum Indigo sich vor allem der Western-Landschaft und dem Thema Liebe annimmt. Ursprünglich stammen die Songs beider Alben von denselben in den Mouth Studios im irischen Belfast aufgenommenen Sessions. John T Davis ist Ire und sein spätes Outing als Sänger und natürlich die gelungenen Aufnahme-Sessions haben ihn wohl animiert, gleich mit zwei Alben an die Öffentlichkeit zu gehen.
Und kann er singen? Trifft er das Idiom der Westernmusik oder klingt alles eher nach irischer Folk-Musik. Allerdings kann er singen und nein, Last Western Cowboy klingt nicht nach irischer Folklore. Vielmehr verortet man das Album ohne weiteres im fernen Wilden Westen, wozu auch die formidablen Mitmusiker entscheidend beitragen, als da neben dem Gitarre spielenden und singenden John T Davis sind John Fitzpatrick, Fiedel und irische Holzflöte, Dick Farelly, Rhythmus- und Leadgitarre, Richard Nelson, Steelgitarre und Dobro, Mud Wallace, Bariton- und Telecaster-Gitarre, Ian McAllister, Mandoline, Vincent Gilbert, Banjo, Johnny McCullouch, Keyboards und Akkordeon, Mike Mormecha, Schlagzeug, die Hintegrundsänger Maura Donachy, Crawford Bell und Brendan Quinn, und Mechan Davis, Duet Lead Vocals. Beriets in der Vorbereitungsphase des Albums hat John T Davis eng mit Mudd Wallace kooperiert, der auch Produzent des Albums fungiert und der wesentliche kreative Ideen in das in zwei Alben resultierende Projekt Western-Countrymusik eingebracht hat.
Die neun auf Last Western Cowboy versammelten Songs stammen vom Sänger selbst. Im Gegensatz zu Karl May, der seine gesamte dem „Wilden Westen“ gewidmete Literatur imaginiert hat – er selbst war niemals im Wilden Westen oder auch nur auf dem amerikanischen Kontinent – weiß John T Davis sehr wohl, wovon der singt , sind die USA und vor allem der ehemals wilde Teil davon im Laufe seines Lebens dank seiner Filmprojekte so etwas wie seine zweite Heimat geworden. Entsprechend glaubwürdig kommen denn auch seine Songs gerade so rüber als ob er tatsächlich einer der letzten Western Cowboy wäre, jedenfalls was die sängerische Darstellung dieses fiktiven Helden einer ganzen Nation betrifft. Und noch etwas lernt durch dieses Album: Es ist nie zu spät, im Leben etwas neues anzufangen, und sei es mit den 68 Jahren des John T Davis, der sich seinerzeit auf den Weg machte, um ein berühmter Filmemacher zu werden, und der mehr oder weniger ungewollt spät aber dafür umso überzeugender zum echten Western-Countrysänger mutierte.