Wolfgang Muthspiel - Angular Blues

Review Wolfgang Muthspiel - Angular Blues

Der Österreicher Wolfgang Muthspiel hat im Laufe seiner beachtlichen Gitarristen-Karriere seit 1985 eine Unzahl Alben eingespielt. Angular Blues ist sein neuestes Album, das er in Trioformation für das Label ECM eingespielt hat. Dass es klanglich bei diesem Label stets und so auch hier um das Bestmögliche geht, dürfte nichts neues sein und ist lediglich der Vollständigkeit halber zu erwähnen. Die Mitstreiter Muthspiels sind sein langjähriger kollege, der Schlagzeuger Brian Blade und der Bassist Scott Colley, der bereits in den neunziger Jahren mit dem Gitarristen zugange gewesen ist. Aufgenommen wurde des Album in Tokyo im Studio Dede im Nachklang einiger Live-Auftritte im dortigen Cotton Club. Bestens eingespielt liefern die drei Musiker einen Jazz ab, der bei allem Wohlklang voller raffinierter Details steckt, vor allem jedoch eine Ensembleleistung erster Güte abbildet.

Obwohl offenbar der Spiritus Rektor auf Angular Blues ordnet sich Wolfgang Muthspiel auf Angular Blues als Gleicher unter Gleichen dem Ensemblegeist perfekt unter. Dieses Understatement hat er sich bereits in jungen Jahren angeeignet, als er in der US-amerikanische Jazzszene nach einer gründlichen Ausbildung am New England Conservatory und am Berklee College of Music als Nachfolger von Pat Metheny in Gary Burtons Band seinen erfolgreichen Werdegang als Jazz-Gitarrist startete. Einige Jahre später, während denen er bei zahlreichen Konzerten und in Aufnahmestudios mit US- Jazzgrößen wertvolle Erfahrungen gewinnen konnte, kehrte Wolfgang Muthspiel in sein Heimatland zurück, wo er seitdem in Wien residiert und von dort aus in unterschiedlichen Besetzungen konzertiert und seine Fangemeinde mit Studioaufnahmen versorgt.

In den Stücken „Wondering“, „Angular Blus“ und „Hüttengriffe“ ist Muthspiel mit seiner akustischen Gitarre zu vernehmen, während er für die restlichen Stücke eine elektrische Gitarre einsetzt. Man muss schon genau hinhören, um die unterschiedlichen Gitarrentypen klanglich identifizieren zu können. Das ist auch nicht wirklich notwendig. Vielmehr kommt es darauf an, welche Stimmungen, welche Klangfarben Wolfgang Muthspiel von seinen Instrumenten abzurufen vermag und wie seine beiden Triopartner darauf reagieren und wie der Gitarrist seinerseits auf die beiden reagiert. Elegant und fantasievollvariiert werden Einfälle hin und her jongliert. Schnell wird klar, dass man hier einer Gestaltung des Jazz erster Güte beiwohnt, der stets eine Magie innewohnt, die gefangen nimmt. Melodien schweben vorbei und werden rhythmischen Brüchen unterworfen, die überraschen, jedoch stets überzeugen. Neben Eigenkompositionen Muthspiels finden sich auf Angular Blues zwei Evergreens: „Everything I Love“ von Cole Porter und „I’ll Remember April“ von Gene Paul, die raffiniert rhythmisch verfremdet sind und die Raum für starke Improvisationen von Gitarre und Bass lassen. Der Mix aus erfrischend neuen Ideen und klanglich ansprechender Ausführung sorgt für einen ganz speziellen Kick dieses Albums.

Angular Blues, das ist großer, großartiger Jazz und sicherlich geeignet auch jene an den Jazz heranzuführen, die dieser Musikgattung bislang skeptisch gegenüberstehen.

Wolfgang Muthspiel, Gitarre
Scott Colley, Bass
Brian Blade, Schlagzeug

Wolfgang Muthspiel - Angular Blues

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