Triosence – Giulia

Review Triosence – Giulia

Seit 23 Jahren gibt es das Jazz-Klaviertrio Triosence. In der aktuellen Besetzung umfasst das Trio am Piano der Bernhard Schüler, am Kontrabass Rodriguez Calvo und am Schlagzeug Tobias Schulte. Zu dem Trio gesellt sich auf seinem neuesten Album Giulia der Trompeter Paolo Fresu. Von den vier Musikern stammen der Pianist und der Bassist aus Deutschland, der Schlagzeuger aus Kuba und der Trompeter aus Italien. Ungeachtet der internationalem Zusammensetzung sprechen die Musiker auf Giulia dieselbe musikalische Sprache. Selten transportieren Jazzmusiker derart ausgeprägt Optimismus, der gerade in unseren angespannten Zeiten sich als Wohltat für die Seele erweist. Leichtigkeit in der Gestaltung der Titel auf Giulia ist angesagt. Die Leichtigkeit auf Giulia hat nichts mit Oberflächlichkeit zu tun. Vielmehr ist sie Ergebnis gezielt in die Tat umgesetzter Gestaltungskraft und erstaunlicher Virtuosität. Und jeder, der schon einmal selber Musik gemacht hat weiß, dass fast nichts schwieriger zu gestalten ist als Leichtigkeit.

Entstanden ist das Album im Sommer 2021 in der malerischen italienischen Region Friuli Venezia, die früher einmal Friuli Venezia Giulia hieß. Aufgenommen und gemischt wurde das Album in den Artesuono Recording Studios mit Sitz in Cavalicco, nahe Udine, der durch den italienischen Tontechniker Stefano Amerio, dem das Trio die Mitwirkung Paolo Fresu in „Littel Big Steps“, „Your Nearness“ und „Quiet Sense“ verdankt, der in seinem Heimatland als Trompetergröße gilt. Bei so viel Italianità, die sich auch optisch auf dem ein toskanisches Landschaftsbild zeigenden Cover des Albums und in dessen Titel niederschlägt, nimmt es kaum Wunder, dass die Musiker auf Giulia zu der leichten Gangart inspiriert worden sind, die das Album so überaus sympathisch macht. Dazu, wie die lockere Stimmung auf Giulia durch die grundsätzliche Einstellung von Triosence zu Stande kommt, führt Bernhard Schüler in einem Interview für das Kulturnews Magazin aus: „Kaum jemand legt so viel Fokus auf Melodie und Komposition wie wir. Außerdem dient bei uns Improvisation nicht dazu, sich auszutoben. Improvisation muss immer songdienlich sein. Wir fragen nach der Essenz des Trios, in dem alle Musiker gleichberechtigte Rollen haben. Das Lyrische soll im Vordergrund stehen.“

In seiner Bio auf der Website von Triosence bezeichnet Bernhard Schüler die Richtung, entlang der das Trio stets segelt, als „Song Jazz“ mit klaren, strukturierten Songs, fast wie bei Pop-Musik. Tatsächlich ist diese Richtung durch Einfachheit und Klarheit gekennzeichnet, die niemals banal oder gar einfältig daherkommt, sondern durch diese beeindruckend reduzierte Struktur in die Schönheit und Tiefe der Musik abtauchen lässt, und dem Hörer damit Raum für Emotionen schenkt. In Kombination mit der stilistischen Bandbreite aus Jazz, Fusion, Folk, Pop und Worldmusic sollen nicht nur eingefleischte Jazzkenner angesprochen werden, sondern auch jene, die mit Jazz bislang eher wenig anzufangen wussten. Eine weiteres Kennzeichen von Triosence: alle Stücke sind Eigenkompositionen, auch auf Giulia.

Giulia erweist sich auch nach wiederholtem Hören als rundum gelungenes, Lebensfreude vermittelndes Album auch dank einer erstklassigen Aufnahmetechnik.

Bernhard Schüler, Klavier
Omar Rodriguez Calvo, Kontrabass
Tobias Schulte, Schlagzeug, Percussion

Triosence – Giulia

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