Bettye LaVette – Blackbirds

Review Bettye LaVette – Blackbirds

Die heute 74-jährige Bettye LaVette ist eine US-amerikanische Soul-Sängerin, die zu den Besten Ihrer Art gehört, was sich jedoch dank eines starken Auf und Abs ihrer Karriere erst im Laufe der letzten Jahre kontinuierlich manifestiert hat. Dabei fing alles vielversprechend an: Bereits mit 16 Jahren nahm sie ihre erste Platte auf, die Single My Man - He's a Lovin' Man, mit der sie im Herbst und Winter 1963-63 einen großen R&B-Hit landete. Dann ging es allerdings mit weiteren nicht gar so erfolgreichen Singles eher holprig weiter mit ihrer Karriere. Im Jahr 1973 folgte ihre erste LP mit dem Titel Child of the Seventies. 1978 veröffentlichte Bettye LaVette den Disco-Knaller „Doin' The Best That I Can“. Kurz danach gab sie ihre Aufnahmetätigkeit für eine sechsjährige Serie im Broadway-Knüller Bubbling Brown Sugar auf, in der sie zusammen mit Honi Coles und Cab Calloway auftrat. Weitere Plattenproduktionen zeitigten eher mäßigen Erfolg bis ihre Karriere 2005 mit ihrem Album I've Got My Own Hell to Raise deutlich und kontinuierlich Fahrt aufnahm, das Elemente von Soul, Blues, Rock and Roll, Funk, Gospel und Country-Musik verbindet. 2006 erhielt die Sängerin einen "Pioneer Award" von der Rhythm and Blues Foundation. 2007 erschien das Album The Scene of the Crime, das für einen Grammy Award für "Bestes zeitgenössisches Blues-Album" nominiert wurde und auf zahlreichen "Best of 2007"-Listen erschien. Zahlreiche weitere Auszeichnungen für Ihre Sangeskunst folgten und zeugen von ihrem späten Erfolg, der bis heute andauert und sich 2020 in einem Blues Music Award in der Kategorie Soul Blues Female Artist of the Year niederschlug. Im selben Jahr wurde LaVette in die Blues Hall of Fame aufgenommen.

Mit ihrem neuen Album Blackbirds widmet sich Betty LaVette erfolgreichen Songs schwarzer Frauen von Nina Simone bis Billie Holiday über Dinah Washington, Ruth Brown, Nancy Wilson, Sharon Robinson, Lil Green und Della Reese und zum Ausklang des Albums Paul McCartneys Blackbirds. Mit von der Partie sind neben einem in einigem der Songs zusätzlich aktiven Streichquartett, der Schlagzeuger Steve Jordan, der auch als Produzent von Blackbirds fungiert, Leon Pendarvis an der Keybords, Smokey Hormel an der Gitarre und Tom Barney am Bass. Wie von Betty LaVette nicht anders zu erwarten, animiert sie die Songvorlagen durch eine enorme Verstärkung deren Gefühlsinhalt. In Verbindung mit ihrer einzigartigen, typisch strähnigen Stimme ergibt das einen attraktiven Mix, der es fertigbringt, den einen oder anderen Song in einem Licht erscheinen zulassen, das die Interpretation ihrer Kolleginnen übertrifft.

In „Drinking Again” transportiert Betty LaVette noch überzeugender als Dinah Washingtons die hoffnungslose Verzweiflung und Einsamkeit in Folge der Trinksucht, die beiden Sängerinnen geläufig ist. “Blues for the Weepers” lehnt sich an die Version von Della Reese an, während „One More Song” von Sharon Robinson Betty LaVette veranlasst, noch tiefer als das Vorbild in die unergründlichen Tiefen der Klage über einen persönlichen Verlust hinuntersteigt. „Romance in the Dark” präsentiert Betty LaVette als überaus sinnlichen, die Interpretation von Lil Green toppenden Blues. In „Blackbirds“ von Paul McCartney gelingt es Betty LaVette, den Inhalt des Songs glaubhaft als autobiographischen Beitrag umzugestalten.

Blackbirds ist ein emotional tief berührendes, Album, das sorgfältig produziert und von allen Musikern auf höchstem Niveau überzeugend mitgestaltet ist.

Bettye LaVette, Gesang
Smokey Hormel, Gitarre
Leon Pendarvis, Keyboards
Monte Croft, Vibraphon
Tom Barney, Bass
Steve Jordan, Schlagzeug

Bettye LaVette – Blackbirds

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