Callejon


Biographie Callejon

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Dass sich mancher, der zum ersten Mal vom „Blitzkreuz“ getroffen wird, in den ersten Schrecksekunden an RAMMSTEIN erinnert fühlt, hat weniger mit der unglaublichen Wucht zu tun, mit welcher der Opener des vierten CALLEJON-Albums einschlägt, sondern in erster Linie damit, dass die Kombination aus harten Gitarren und deutschen Texten fast zwangsläufig Assoziationen zu RAMMSTEIN hervorruft – schließlich sind diese die international erfolgreichste Band Deutschlands.

Doch selbst wenn man danach schnell erkennt, dass es zwischen beiden Bands nur wenige musikalische Parallelen gibt, so ist es vielleicht gar nicht so falsch, sie miteinander zu vergleichen: So international, so groß wie auf „Blitzkreuz“ klangen CALLEJON jedenfalls noch nie. Das liegt zum einen an Starproduzent Colin Richardson (AS I LAY DYING, BULLET FOR MY VALENTINE, MACHINE HEAD, SLIPKNOT, TRIVIUM ...), der das Album gemischt hat, zum anderen an Grammy-Gewinner Ted Jensen, der das Mastering übernahm und auch schon mit AVENGED SEVENFOLD, DEFTONES, GREEN DAY, KILLSWITCH ENGAGE, MASTODON, PANTERA oder UNDEROATH gearbeitet hat – um wirklich nur ein paar der Bands zu nennen.

Dass „Blitzkreuz“ seinen Vorgänger, der auf Platz 31 der Media-Control-Charts einstieg, noch einmal übertrifft, liegt aber vor allem an den Songs selbst. Fast ein ganzes Jahr lang arbeiteten die fünf Düsseldorfer an den elf Tracks der Platte, verbrachten anschließend zwei Monate im Studio und erschufen dabei Lieder, die man schon nach dem ersten Hören klar voneinander unterscheiden und unter tausenden wiedererkennen kann – ein Kunststück, das bekanntlich nur wenigen Metal-Bands gelingt. „Wir sind allein auf weiter Flur“, singen CALLEJON bei „Kojote U.G.L.Y.“, dem zweiten Song der Platte, und wer einmal den mitreißenden Refrain gehört hat, kann dem nur zustimmen. Ihre unbändige Kraft verliert die Band selbst dann nicht, wenn die Lieder elektronischer und sphärischer werden wie beim darauf folgenden „Meine Liebe“. Und spätestens bei den ersten Worten des nächsten Tracks („Atlantis“) wird klar, dass einem dieses Album keine Pinkelpause gönnen wird: „Seid ihr bereit? / Für dieses Lied? / Ein Lied, das euch von Feuer singt / Und euch den Atem nimmt.“ CALLEJON brennen lichterloh, eine Dreiviertelstunde lang, bis die Platte mit „Kind im Nebel“ genauso episch endet, wie sie begonnen hat.

Etwas so Mächtiges wie „Blitzkreuz“ kommt natürlich nicht aus heiterem Himmel. Es ist ein Album, das nur eine Band schreiben kann, die langsam im subkulturellen Underground gewachsen und immer noch dort verwurzelt ist. In den vergangenen zehn Jahren haben sich CALLEJON aus dem Holz der Metalcore-Schublade ihren ganz eigenen Schrank gezimmert. Und der ist so geräumig, dass darin nicht nur ausladende, dramatische Refrains und Riffs, die vor Energie schier bersten, ganz bequem Platz haben, sondern beispielsweise auch die Rapper von K.I.Z., Mille von KREATOR und Sebastian von MADSEN – manchmal sogar alle in einem einzigen Song, wie beim leider sehr geilen „Porn from Spain 2“.

„Willkommen in der Sackgasse“, singt die Band (und garantiert jeder, der den Song jemals hören wird) bei „Blitzkreuz“, schließlich können nur dort musikalische Schallmauern durchbrochen werden, wo es angeblich nicht mehr weitergeht. CALLEJON folgen weiter unbeirrt ihrem Weg und eröffnen dem modernen Metal damit neue Perspektiven. „Willkommen in der Realität.“



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