The Waves Are Rising, Dear! Andreas Schaerer & Hildegard Lernt Fliegen

Cover The Waves Are Rising, Dear!

Album Info

Album Veröffentlichung:
2020

HRA-Veröffentlichung:
28.02.2020

Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)

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Formate & Preise

FormatPreisIm WarenkorbKaufen
FLAC 96 $ 13,20
  • 1Dripping Point01:42
  • 2The Waves Are Rising, Dear!04:20
  • 3Irrlicht02:15
  • 4Symptoms, Causes and Treatments07:25
  • 5To Wander Towards05:00
  • 6Embraced by the Earth08:05
  • 7Numb, at Last02:05
  • 8Water02:47
  • 9Love Warrior, Part I-IV09:19
  • Total Runtime42:58

Info zu The Waves Are Rising, Dear!

Der Berner Andreas Schaerer hat sich mit seinen jüngsten Projekten - von seinem ACT-Debüt, dem revolutionären Orchesterwerk “The Big Wig” für die Luzern Festspiele, über die Kooperationen mit Michael Wollny und Vincent Peirani bis zu seinem Quartett A Novel of Anomaly - als einer der herausragenden jungen Jazzer Europas etabliert. Als Komponist wie als Sänger, wobei Schaerer kein Jazzsänger im herkömmlichen Sinn mehr ist: Er ist ein Vokalartist, der mit seiner Stimme nahezu jedes Instrument und Geräusch imitieren, vom Crooner bis zum Heldentenor alle Gesangsparts einnehmen und dies auch auf völlig einmalige Art mehrstimmig übereinanderschichten kann. Das Bandprojekt, das ihn damit bekannt machte, das aber zugunsten der anderen Aktivitäten einige Zeit brach lag, ist jetzt wieder am Start: Hildegard Lernt Fliegen.

Ein Auftritt bei der Jazzahead in Bremen und der Gewinn des BMW Welt Jazz Awards wenig später bedeutete 2012 für das Sextett den Durchbruch in Deutschland. Begeisterung erregten die komplexen, immer überraschenden, völlig stil- und genreüberschreitenden Kompositionen mit Schaerers Eskapaden als Glanzlichtern, die viel Raum für Improvisationen ließen und mit viel Ironie und Humor in Szene gesetzt waren. Bei „The Waves Are Rising, Dear!“ müssen alte Hildegard-Fans jetzt etwas umdenken: Wie der Albumtitel schon andeutet, ist es ein ernsteres Werk, ein Konzeptalbum, auf dem Schaerer das gewohnte instrumentale Vexierspiel der Band mit fast klassisch klarem Gesang ganz ohne Kunststücke koppelt, im Dienste von Poesie und tiefgründigen Gedanken.

„Unser letztes reines Band-Album liegt sechs Jahre zurück. Wir haben uns entwickelt, wir leben in einer spannenden Zeit, voller Möglichkeiten, die aber auch große Fragen und Herausforderungen an uns trägt. Die Resonanz all dieser Umstände beeinflusst die kompositorische Arbeit, den textlichen Inhalt, die Musik wie ich sie heute höre ganz im Allgemeinen“, erklärt Schaerer diesen Stilwechsel. Nach wie vor bewahren sich die Songs allerdings ihre Geheimnisse. „Jedem Stück liegen ganz konkrete persönliche Gedanken zugrunde. Aber ich möchte die ausdrücklich nicht zu explizit kommentieren, sondern dem Hörer seine eigene Interpretation lassen. „Das Album ist bewusst so konzipiert, dass der Hörer mit seinen eigenen Geschichten, quasi seiner eigenen Biografie Teil der Dramaturgie werden kann “ sagt Schaerer, „man kann schon den Titel gesellschaftskritisch verstehen, oder philosophisch, metaphorisch, emotional, selbst erotisch, wenn man will.“

Am eindeutigsten ist die Aussage noch bei „Symptoms, Causes And Treatments“, dessen Text rund um Freiheit und Determination sich Schaerer vom britischen Saxofonisten, Rapper und Crossover-Mastermind Soweto Kinch schreiben ließ. „Wir kennen uns seit Jahren, ich schätze seine Aussagen sehr, und so bat ich ihn um einen Text, zu dem ich ihm Fragen zusandte, die mich beschäftigen. Und ich bin sehr glücklich über das, was er mir geschickt hat.“

Ein ganz anders gepolter Höhepunkt des Albums ist „Embraced By The Earth“, bei dem Schaerer nicht nur seinen Freund, den einmaligen Akkordeonisten Vincent Peirani als Gast begrüßt, sondern auch im ergreifenden Duett mit Jessana Némitz singt, einer aufstrebenden Schweizer Sängerin. Ohnehin ist die Bandbreite der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten noch einmal gewachsen, von neoklassisch dräuenden „Dripping Point“ zum Einstieg, über den energetisch federnden Titelsong oder das dramatisch aufgeladene Sprechgesangs-Sprachspiel „Irrlicht“, bis zur avantgardistischen Miniatur „Water“. Einen großen Bogen schlägt „The Waves Are Rising, Dear!“, dramaturgisch perfekt aufgebaut.

Eine wichtigere Rolle denn je spielt die Band. Das Baritonsaxofon und die Bassklarinette von Benedikt Reising, die Saxofone und Flöten von Mattias Wenger, die Posaune und Tuba von Andreas Tschopp, der Bass von Marco Müller sowie das Schlagzeug und die Marimba von Christoph Steiner – sie alle haben mehr Raum als früher und erzeugen so auf „The Waves Are Rising, Dear!“ ein umso bezwingenderes, spannendes Klanggeflecht. Geknüpft von Virtuosen, die sich zuletzt alle mit ihren eigenen Projekten und Bands in der europäischen Jazzszene etabliert haben. Bei Hildegard Lernt Fliegen kommen sie hörbar zu ihren Wurzeln, zu ihrer aus unverbrüchlicher Freundschaft und langjähriger musikalischer Partnerschaft geformten Kraftquelle zurück. Um beim vierteiligen „Love Warrior“ schließlich Vergangenheit und Gegenwart in eins fallen zu lassen: Da verschmilzt der lyrische, gedankenvolle neue Ansatz der Band mit dem wirbelwilden, ironisch heiteren Sturm und Drang der frühen Jahre. Quasi als Botschaft der Hoffnung, und wie um zu beweisen: Wer die Zukunft des europäischen Jazz hören will, kommt an Hildegard Lernt Fliegen nicht vorbei.

Andreas Schaerer, voice
Andreas Tschopp, trombone & tuba
Matthias Wenger, alto saxophone (solo on 06), soprano saxophone & flute
Benedikt Reising, baritone saxophone, alto saxophone (solo on 04) & bass clarinet
Marco Müller, bass
Christoph Steiner, drums & marimba

Recorded by Martin Ruch & Christoph Utzinger at Bauer Studios, Ludwigsburg, 10-13 June 2019
Mixed and mastered by Martin Ruch
Produced by Andreas Schaerer & Martin Ruch




Andreas Schaerer
wird 1976 in Visp geboren. Portrait2_byRetoAndreoliSeine Kinder- und Jugendjahre verbringt er in Walliser Tälern, auf Alpen beim Schafe hüten, an der Berner Aare in den Hügeln des Emmentals und schliesslich im altehrwürdigen Lehrerseminar Hofwil.

Bereits in frühen Kindesjahren experimentiert er oft stundenlang mit seiner Stimme. Auf dem heimischen Kassettenrekorder entstehen erste Hörspiele und Kompositionen wie z.B „Duo für Nähmaschine und Mundharmonika“. Erste Bühnenerfahrungen sammelte er in Teenagerjahren als Gitarrist, in der seinerzeit legendären Punkband „Hektor lebt“.

Nach zwei ausgedehnten Reisen in Süd- und Zentralamerika, beginnt er 2000 das Studium an der Hochschule der Künste in Bern, welches er 2006 abschliesst. Er studiert Gesang bei Sandy Patton und Denise Bregnard, sowie Komposition bei Klaus König, Christian Henking und Frank Sikora.

2007 gründet er gemeinsam mit Marc Stucki und Benedikt Reising die Jazzwerkstatt Bern. Dieses Kollektiv versteht sich als Kommunikationspunkt, der Musiker und Komponisten verschiedener stilistischer als auch geografischer Herkunft zusammenführt und einen künstlerischen Austausch fördert.

Als Sänger tourt er weltweit intensiv mit verschiedenen eigenen Projekten. Allen voran mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“, im Duo mit Lucas Niggli, im Quartett „Out Of Land“ mit Emile Parisien, Vincent Peirani und Michael Wollny, in der Band „A Novel Of Anomaly“ mit Kalle Kalima, Luciano Biondini und Lucas Niggli, im Trio mit den beiden Wiener Musikern Martin Eberle und Peter Rom, in Zusammenarbeit mit dem klassischen „ARTE“ Saxophonquartett, sowie mit „Das Beet“. Daneben ist er ein gefragter Studiomusiker und arbeitet in diversen Stilrichtungen von aktuellem Jazz über zeitgenössische klassische Musik bis hin zu Hip-Hop oder der Vertonung von Computergames.

Als Komponist schreibt er neben der Musik für seine eigenen Projekte auch regelmässig Auftragskompositionen für klassische Ensembles und zeitgenössische Formationen. 2004 und 2005 schreibt er zwei erste Streichquartette, 2013 entsteht die Auftragskomposition „Perpetual Delirium“ für das „ARTE“-Saxofonquartett. 2015 wird Schaerers erstes sinfonisches Werk „The Big Wig“, von dem, von Pierre Boulez gegründeten Lucerne Festival Academy Orchestra am LUCERNE FESTIVAL uraufgeführt. 2017 arbeitet er erneut mit verschiedenen Orchestern zusammen (Lucerne Festival Alumni Orchestra, Jenaer Philharmoniker, Orchestra della svizzera italiana, Orchestre de Cannes) sein Werk gelangt in der Elbphilharmonie Hamburg, der Philharmonie Essen, dem KKL Luzern und anderen wichtigen klassischen Sälen zur Aufführung. 2019 ist eine Kollaborationen mit der Neubrandenburgischen Philharmonie geplant. Für 2020 ist ein neues abendfüllendes sinfonisches Werk in Zusammenarbeit mit der Basler Sinfonietta geplant.

2008 gewinnt er mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“ den 1.Preis des renommierten ZKB Jazzpreises.


2009 und 2010 arbeitet er zweimal auf Einladung von Bobby McFerrin, im Rahmen der improvisierten Oper „Bobble“ mit diesem zusammen, diese Kooperation prägt ihn nachhaltig und es ergibt sich, dass er im Rahmen des Cully Jazzfestivals 2013, sowie für ein abendfüllendes Konzert in der Philharmonie Essen 2014 wieder gemeinsam mit Bobby McFerrin auf der Bühne steht.

2011, 2012 und 2014 ist er mit seinem Sextett „Hildegard lernt fliegen“ im Programm der prioritären Jazzförderung der Pro Helvetia. 2013 wird sein Duo Album mit Bänz Oester „Rarest Reechoes“ vom New York City Jazzrecord Magazin zum besten Vocal Release 2013 gekürt. 2014 gewinnt er sowohl den ersten Preis des BMW World-Jazz Awards, als auch den BMW World-Jazz-Publikumspreis mit seinem Sextett „Hildegard Lernt Fliegen“ und wird für den schweizerischen Musikpreis nominiert.

Vom französischen Magazin Jazzman wird er zur Auslandentdeckung 2014 gewählt. 2014 wird das Album „the fundamental rhythm of unpolished brains“ mit seinem Sextett Hildegard Lernt Fliegen vom New York City Jazz Record Magazin zum besten Vocal Release 2014 gewählt.

Das Album „Arcanum“ erhält 2014 den Preis der Deutschen Schallplatten Kritik und wird vom französischen Magazin Jazzman zum Album des Jahres gewählt.

2015 wird er mit Hildegard Lernt Fliegen für den „ECHO JAZZ 2015 Kategorie bestes Ensemble International“ nominiert und gewinnt den ECHO JAZZ AWARD in der Kategorie „Bester Sänger international“ 2015. 2016 wird Andreas Schaerer der Musikpreis des Kantons Bern verliehen. 2017 wird sein Album „Out of Land“ mit der „CHOC“ Auszeichnung geehrt und klettert in England in die Jazz-Jahresbestenliste auf Platz 9. 2018 wird er sowohl in der Kategorie „Ensemble International“ als auch „Large Ensemble“ mit dem ECHO Jazz ausgezeichnet.

Seine Konzerte und Tourneen führen in nach ganz Europa, China, Japan, Argentinien, Russland, Israel, Südkorea, Ägypten, Libanon, Mexiko, Kanada und Südafrika.

Er arbeitet und performt unteranderem mit Bobby McFerrin, Luciano Biondini, Lucas Niggli, Kalle Kalima, Emile Parisien, Vincent Peirani, Michael Wollny, Anton Goudsmit, Barry Guy, Mars Williams, Nguyen Lè, Bänz Oester, Soweto Kinch, Peter Rom, Martin Eberle, Lucerne Festival Academy, NDR Bigband, Christy Doran’s New Bag, The Ploctones, Kaspar Ewald’s Exorbitantes Kabinett, Colin Vallon, u.v.a.

Andreas Schaerer unterrichtet seit 2010 im Rahmen einer Dozentur an der Hochschule der Künste in Bern Jazzgesang, Improvisation und Ensemblespiel.



Booklet für The Waves Are Rising, Dear!

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