Artificial Sheep KUU!

Cover Artificial Sheep

Album Info

Album Veröffentlichung:
2021

HRA-Veröffentlichung:
27.08.2021

Label: ACT Music

Genre: Jazz

Subgenre: Crossover Jazz

Interpret: KUU!

Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)

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Formate & Preise

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FLAC 48 $ 13,20
  • 1 Crimes That Bring Me Joy 05:54
  • 2 My Body Is a Cage 04:43
  • 3 Shepherd 05:14
  • 4 E Major Peace 04:45
  • 5 Miss Stress 05:13
  • 6 Sabotage 04:04
  • 7 Officer Kd6-3-7 07:21
  • 8 Eraserhead in the City 04:29
  • 9 Hourglass 06:05
  • 10 Book of Nihil 05:09
  • Total Runtime 52:57

Info zu Artificial Sheep

Lampedusa Lullaby, das ACT-Debüt des Quartetts KUU!, wurde im Jahr 2018 von der Kritik gefeiert – und zwar mit unüblichen Begriffen, weil es für diese Musik noch keine Schublade gab. In der Süddeutschen wurden „kubistische Rockmusik“ und „wunderbare, harte Poesie“ gehört. Etwas bedeckter hielt sich laut: „Ziemlich dicke Ansage“, die Zeitschrift Kultur titelte mit „ProtoPostPunkJazz“. Begeistert waren alle. „Im Grunde möchten wir einfach nur spielen. Gute Konzerte mit dieser Band sind beglückend“, sagt Gitarrist Kalle Kalima. Sängerin Jelena Kuljić ergänzt: „Wenn wir spielen, ist es das reine Paradies.“ Auch für das Publikum. Komplettiert durch den Gitarristen Frank Möbus und dem Schlagzeuger Christian Lillinger waren KUU! unterwegs und wurde gefeiert auf großen Festivals und in angesagten Clubs. So wäre es weitergegangen, doch dann kam Corona… Also wurde die Arbeit in die Heimstudios nach München und Berlin verlegt. Neue Songs mussten her, um sich für das Danach frisch und die Band vital zu halten. Das Jetzt veränderte alles: die Kommunikation, die Prozesse, die Themen und die Art, wie sie in die Texte einflossen, die Beats, die rhythmischen Verflechtungen, die Sounds und überhaupt die Energie produzierende Reibung innerhalb dieser Band der starken Persönlichkeiten.

Gespenstisch und verunsichernd war es, als wäre eine dystopische Zukunft plötzlich Gegenwart. Ohnehin hatten KUU! – was im Finnischen Mond bedeutet – darüber nachgedacht, die Texte des neuen Albums in einer nahen Zukunft zu verorten. Die Welt von Blade Runner aber war plötzlich Realität: Paranoia, Kontrolle, Macht und Misstrauen, die Fälschung der Welt, Umweltzerstörung, Mensch versus Roboter … Der Kultfilm mit Harrison Ford basiert auf dem S-F-Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen? des Amerikaners Philip K. Dick. Ihm ist auch der Album-Titel Artificial Sheep entlehnt.

„Wenn man seine Arbeit in der Öffentlichkeit macht“, sagt Jelena Kuljić, „hat man die Aufgabe, sich mit der Welt zu befassen.“ Simple Liebeslieder hätten heute etwas Verlogenes. Corona wurde zum Katalysator einer ins Netz verschwindenden Welt. Das hat die Intensität und poetische Kraft der neuen Texte gesteigert. Sie handeln von der Flucht vor Realitäten in den schönen Schein, von digitalen Schafen, die andere Hirten suchen. Sie schichten den Bilderberg einer klaustrophobischen Welt. Eine taucht „aus der Sicherheit ihrer Küche in die Welt der Superheldinnen ein“. Ein anderer weiß bei all den digitalen Manipulationen gar nicht mehr, ob er als Roboter oder als Mensch durch die Welt taumelt. Es öffnen sich Räume für Verschwörungstheorien, die für politische Ambitionen ausgenutzt werden. Auch die Kommunikationsprobleme von Menschen, die sich nah sind, wachsen. Im Intro zu Miss Stress zitiert Kuljić den Selbstverwirklichungsanspruch der Aktivistin Emma Goldman, um von dort auf Gender- und Diversifizierungsfragen zu kommen. Leben werden aus den Bruchstücken der Erinnerung rekonstruiert. Zwei Coverversionen von Arcade Fire und den Beastie Boys thematisieren Zerbrechlichkeit und Versuche, das System zu sprengen. Darwinistische Überlebensregeln als Gruppenzwang, wie sie der skandinavische Romancier Aksel Sandemose als Gegenentwurf zu den zehn Geboten im Jante-Gesetz formulierte, scheinen auf in Book of Nihil, das wie eine schräge atonale Hymne das Album abschließt.

Nichts in diesen Texten über unsere schöne neue Welt wird mit erhobenem Zeigefinger vorgetragen. Sehnsuchtsvoll, charming und direkt, dann wieder spröde, sperrig und provokant interpretiert diese höchst intensive Sängerin, die als Schauspielerin an den Münchner Kammerspielen arbeitet, die Bilderflut der Gegenwart mit ihren Dringlichkeitssteigerungen. Das ist nicht mehr in gängigen Strophe-Refrain-Schemen zu verhandeln. Hier gibt es kein Trallala. Wie die grandiose Band mit ihrer Sängerin lustvoll durch diese Textgebirge steigt, wie sie ihren so anderen Songs dient und sie mit ausgefuchster Musikalität steigert, das ist ohne Vergleich. Sie leuchten Klüfte und Schluchten aus, bewahren die Rätsel und agieren als Team jenseits der Selbstdarstellung. Das ist markant und bis in die Details spannend. Eben deswegen dringt diese Kunst zu Essenzen vor, ohne dabei jemals zu moralisieren. Die beiden Gitarren verschmelzen zu einem Megainstrument, wobei sie weder das Wettbewerbsmäßige des Jazz noch das Simplifizierende des Rock bedienen. In dieses Zwischenreich hinein schlägt das Schlagzeug zu mit immer neuen druckvollen Finessen. Das ergibt eine Musik genau für diese Zeit: energetisch, aufstörend, wuchtig, doch gleichzeitig filigran und eindringlich plausibel: Ein Glücksfall für vorurteilsfreie Hörer.

„Sind wir laut genug?“, fragte Jelena Kuljić während eines der großartigen KUU!-Konzerte. Genau darum geht es: Diese Band muss gehört werden, sie ist gemeinsam in Bewegung. „Eine der krassesten Sachen, die ich je gemacht habe“, nennt Kalle Kalima Artificial Sheep.

„Die Energie des Rock und der Geist des Jazz treiben KUU! gleichermaßen an. Was dabei herauskommt, ist einfach nur umwerfend gute Musik.“ (Süddeutsche Zeitung)

„Die Musik von KUU! ist energiegeladen und rhythmisch vertrackt, schillert zwischen den Genres und Jelena Kuljićs Stimme lodert.“ (Der Tagesspiegel)

Jelena Kuljić, Gesang
Kalle Kalima, Gitarre, Bass
Frank Möbus, Gitarre
Christian Lillinger, Schlagzeug



Keine Biografie vorhanden.

Booklet für Artificial Sheep

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