Dieses Album darf für sich in Anspruch nehmen, genau zur richtigen Zeit auf den Markt zu kommen. Als wahrhaft herzerfrischende Botschaft in unseren Corona Zeiten, streicheln die Songs auf A Very Thin Wire die Seele mit ihrem musikalisch weitgehend leichten, entspannt daherkommenden Stil. Damit die Songs nicht in allzu viel Wohlbefinden untergehen, basieren Sie auf no-nonsense Texten, die es in ihrer zumeist nachdenklichen Art wert sind, dass man ihnen mit ungeteilter Aufmerksamkeit lauscht. Das neue, 22 Jahre nach seinem Debütalbum wiederum bei Stockfisch erschienene Album von Steve Strauss ist gerade einmal sein viertes, was zur Folge hat, dass der heute 55-jährige Singer/Songwriter nach all den Jahren immer noch als Geheimtipp gehandelt wird. Soweit es zulässig sein sollte, von der sängerisch wie visuell überaus sympathischen Erscheinung von Steve Strauss auf einen bescheidenen Charakter schließen zu dürfen, könnte es durchaus sein, dass er es nicht ungern sieht, als Geheimtipp gehandelt zu werden. Immerhin hat dieser Status den Vorteil, in der Country-Szene nicht verheizt zu werden.
Auf A Very Thin Wire sind nicht weniger als dreizehn Songs versammelt, von denen die überwiegende Anzahl auf Steve Straus zurückgehen. Eine Ausnahme bildet Ton Waits „The Heart of Saturday Night“, ein Song, der in der sich in der auf diesem Album präsentierten Coverversion als voll gültige Alternative zum Original erweist. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang, aber auch für den überaus gelungenen, jeweils individuell abgestimmten Hintergrund in den übrigen Songs, der Beitrag der hoch professionellen Instrumentalisten auf diesem Album, vor allem von Ian Melrose, der mit jeweils optimal zum Sound passender Gitarre – unterschiedlichen akustischen Gitarren, einer Lapsteel Gitarre, einer Dobro und einer Weißenborn-Gitarre – die Stimmung der Songs mitgestaltet.
Man lasse sich nicht täuschen: Der eingangs angesprochene musikalisch weitgehend leichte, entspannt daherkommenden Stil dieses Albums hat nicht mit Oberflächlichkeit zu tun, und dies schon gar nicht was die Ausführung der Songs durch die beteiligten Musiker betrifft. Vielmehr darf es als hohe Kunst gelten „Leichtigkeit“ so zu erzeugen, dass sie als vollkommen selbstverständlich rüberkommt. Und genau das passiert bei jedem Song auf A Very Thin Wire.
Nicht hoch genug einzuschätzen ist der liebevoll auf die sonore Stimme von Steve Strauss und seiner Mitmusiker abgestimmte aufnahmetechnische Beitrag des Labels Stockfisch zum Album A Very Thin Wire, dem der Erfolg sicher sein dürfte, der die ebenfalls digital produzierten Vorgänger-Alben auf demselben Label in höchster audiophiler Qualität eingespielt hat.
Steve Strauss, Gitarre, Gesang