Mitte der 1980er Jahre begann der heute 70-jährige amerikanische Jazz-Saxophonist und -Flötist Steve Slagle, sich mit der Leitung eigener Formationen selbständig zu machen. Sein Metier ist der mehr oder weniger stark von Latin-Klängen beeinflusste Jazz. Er wirkt auf Alben des Brasilianers Milton Nascimento mit, bereist die Welt in alle Richtungen und erweitert schließlich sein musikalisches Spektrum durch Kollaborationen für Elvis Costello, Dr. John und sogar die Beastie Boys. Hinzu kommen eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Dave Stryker und eine fortlaufende Solo-Diskografie, die sich mittlerweile auf gut fünfzehn Alben beläuft.
Mehrheitlich herrscht die Überzeugung vor, dass die Corona-Epidemie, die uns nun seit über einem Jahr fest im Griff hat und kulturelle Ereignisse unmöglich macht oder bestenfalls auf Streaming beschränkt, keinerlei positive Aspekte hat. Im Großen und Ganzen trifft das sicherlich zu. Trotzdem gibt es Ausnahmen. Abgesehen davon, dass die Umwelt Nutzen aus deutlich zurückgegangener Belastung zieht, gibt es einige Künstler, die die virusbedingte Zwangspause von Live-Auftritten in gewissem Umfang produktiv nutzen können. So auch Steve Slagle: „Seit der Sperre im März 2020 hatte ich mehr Gelegenheiten denn je zu komponieren, und Rick Simpson, der Produzent meiner letzten vier Aufnahmen, fragte mich mitten im Sommer, ob ich etwas für drei Bläser machen und im Herbst 2020 aufnehmen könnte. Damals dachten wir alle, dass bis dahin "die Luft rein" sein würde, aber das war sie nicht, und ein offenes Aufnahmestudio war schwer zu finden. Glücklicherweise bekamen wir das Sear Sound NYC in der 48th Street Studio A, ein sehr großer Raum mit einem Konzertflügel Steinway! Die Aufnahme, die im Frühjahr 2021 erscheinen wird, heißt "Nascentia", was "Geburt" bedeutet, und enthält eine Suite in 3 Teilen, die ich für drei Bläser komponiert habe. Ich freue mich schon darauf, diese auf die müde Welt loszulassen! Wir hatten das Glück, einige der besten Musiker in New York zu bekommen, die alle begierig waren, in diesen Zeiten zu spielen.“
Wenn jemand vierzig Jahre lang erfolgreich in der Welt des Jazz unterwegs gewesen ist, wie Steve Slagle, fällt es einem eher leicht, hervorragende Musiker zu finden, die gerne mit einem spielen, und jeder von denen auf Nascentia gehört zur Crème de la Crème der New Yorker Jazzszene. Kein Wunder also, dass dieses Album das Zeug hat, ein Renner zu werden, zumal der Frontmann der Ad-Hoc-Band der flüssige Soli liefert und stets den Weg vorgibt. Er lässt auch viel Raum innerhalb der Arrangements, so dass sein Spiel und das seiner Mitmusiker volle Wirkung entfalten kann. Die Vitalität des Albums ist mitreißend ansteckend, das Musik enthält, die den Jazz-Liebhaber zum Lächeln bringt.
Das zum Album Nascentia von Steve Slagle geschnürte musikalische Paket ist makellos und erfreut sich einer Aufnahmetechnik, die vom Feinsten ist, was heutzutage in Studios produziert werden kann.
Steve Slagle, Altsaxophon, Flöte
Jeremy Pelt, Trompetet (Tracks 2, 3, 6, 8, 9)
Clark Gayton, Posaune (Tracks 2, 4, 9)
Bruce Barth, Klavier
Ugonna Okegwo (Eew-Gone-a Oh-keg-whoa), Bass
Jason Tiemann (T-MAN), Schlagzeug