Es war einmal ein Orchester mit Sitz in London, seit jeher der Stadt der Ad-hoc- und Spezialitäten-Orchester, die sich aus dem Fundus der etablierten großen Orchester, wie dem London Symphony Orchestra rekrutiert haben und bis heute rekrutieren. Zu den, die in den fünfziger Jahren erfolgreichen Spezialitäten-Orchestern gehörte die Sinfonia of London, ein Spin-Off des London Symphony Orchestra. Als reines Schallplattenorchester widmete sich die Sinfonia of London vorrangig dem lukrativen Geschäft der Aufnahme von Film Soundtracks. “seriöse” Klassik spielte das Ensemble unter Leitung von John Barbirolli und Colin Davis ein. In den sechziger Jahren war dann Schluss mit der Sinfonia of London. In den achtziger Jahren tauchte auf dem Plattenmarkt, der sich zu einem CD-Markt gemausert ein neues Ensemble unter dem Namen Sinfonia of London auf, das sich erneut durch die Aufnahme von Film-Soundtracks finanzierte. Eine dritte und aktuelle Inkarnation erlebt die Sinfonia of London beginnend mit dem Jahr 2018.
Gründer und Leiter dieses Ensembles ist John Wilson. Wie es auf der Plattform Wikipedia so schön heißt: “John Wilsons Hobby ist die Gründung von Orchestern. Er begann am College mit einem kleinen Jazz-Ensemble, aus dem das John Wilson Orchestra wurde, das sich auf Musik aus Hollywood-Musicals spezialisierte.” Mit diesem Ensemble beglückte John Williams mit Unmengen an Film Soundtrack CDs, Parallel zu dem seinen Namen tragenden Ensemble leitet John Williams seit nunmehr zwei Jahren das Profi-Sinfonieorchester “Sinfonia of London”, das in seiner dritten Inkarnation erneut mit Spitzen-Musikern der Londoner Szene besetzt ist, und das sich in erster Linie durch Aufnahmen auf dem Label Chandos finanziert. Die ersten beiden Aufnahmeprojekte mit Korngolds Symphonie in Fis und seinem Violinkonzert, die sich in CDs und Downloads niedergeschlagen haben, weitverbreitet fulminante Kritiken gezeitigt hatten.
Das jüngste Aufnahmeprojekt Escales befasst sich mit Musik französischer Komponisten, die ihre Beiträge zum Konzertrepertoire während des Umbruchs des neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhunderts abgeliefert haben. Zu den bekannten Stücken auf Escales gehören Debussys Prélude à l'Après-Midi, Chabriers España, Massenets Méditation aus seiner Oper Thaïs und Ravels Rhapsodie Espagnole. Weniger bekannt dürften sein Saint-Saëns' symphonische Dichtung Le Rouet d'Omphale und die auf Escales enthaltenen Werke von Maurice Duruflé und Jacques Ibert. Maurice Duruflé, der wegen seiner Orgelwerke und seines Requiems bekannt geblieben ist, hat seine französisches Flair in Reinkultur verströmenden Trois Danses op. 6 im Jahr 1932 geschaffen, während Iberts von Reisen in Italien, Nordafrika und Spanien inspirierte drei Escales Beispiele für impressionistische Kompositionen sind, die im besten Sinne schwebend leichte französische Atmosphäre verströmen.
Nur ganz selten bekommt man französische Kompositionen des Impressionismus in der spielerisch perfekten Ausführung wie durch die Sinfonia of London auf Escales und die raffinierte, luziden Gestaltung ihres Dirigenten John Wilson zu hören. Dieses Album ist ähnlich wie die beiden vorausgehenden Alben in dieser Besetzung und nicht zuletzt der perfekten Aufnahmetechnik der absolute Hammer.
Sinfonia of London
John Wilson, Dirigent