Quinn Sullivan - Wide Awake

Review Quinn Sullivan - Wide Awake

In Klassikkreisen gilt als Wunderkind, wer im Kleinkinderalter zum Instrument seiner Wahl greift und wenig später auch konzertant tätig wird In diesem Sinne ist der Gitarrist, Songwriter und Sänger Quinn Sullivan, der mit drei Jahren das Gitarrenspiel begann und mit fünf Jahren zum ersten Mal auf der Bühne stand nichts weniger als ein Wunderkind. Allerdings hatte er im Gegensatz zu zahlreichen bereits in jungen Jahren dem zukünftigen Beruf Entgegenstrebenden das nicht hoch genug einzuschätzende Glück, in einer Familie mit Eltern aufzuwachsen, die sich der Gefahr einer Ausbeutung ihres hochbegabten Kindes bewusst waren und darauf achteten, dass es eine behütete Kindheit durchleben durfte. Nicht genug dieses Glücks traf Quinn Sullivan in Gestalt des Gitarristen Buddy Guy mit acht Jahren auf einen Förderer, für den das schulische Weiterkommen des jungen Künstlers ein ernstes Anliegen war. Vier Jahre später verkündete die Blueslegende Buddy Guy, der Quinn Sullivan wenig später mit auf seine Tour nahm in einem Interview anlässlich eines Konzertes mit Quinn in B.B Kings Club in New York voller Stolz: „Er ist das größte Talent der letzten 30–40 Jahre.“ Auf dem Album "Skin Deep" von Buddy Guy aus dem Jahre 2008 spielte Sullivan bei dem Stück "Who's Gonna Fill Those Shoes" den Solopart. Der Rest ist Geschichte.

Mit Wide Awake stellt der heutzutage 21-jährige Quinn Sullivan sein viertes Album vor, dem er erstmals den reinen Blues-Pfad zugunsten des dem Pop nahestehenden, leichtgewichtigeren Blues Rock verlässt. Aus den durchgehend gelungenen zwölf Stücken auf Wide Awake stechen einige wie im Sommerlicht leuchtende Perlen hervor. Da wäre etwa das rhythmisch rockende „Strawberry Rain“, das an die Leichtigkeit mancher Beatles-Songs erinnert. Der Gitarrist legt hier mit einem zutiefst funkigen Solo los und die Drums seiner fantastischen Begleitband verleiht dem Stück stampfende Festigkeit. „How Many Tears“ kommt als soulbeeinflusste, rhythmische Ballade daher, mit der Quinn Sullivans Gesang sich von seiner besten Seite zeigt.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Ballade „Jessica“, die von einer Akustikgitarre getragen Sullivans authentisches Talent für Songwriting und lyrisch grundierte Texte unter Beweis stellt. Mit „Keep Up“ präsentiert der Gitarrist einen weiteren eindringlich gestalteten und getexteten Song. Auch die restlichen Stücke sind nicht von Pappe. Um nur einige zu nennen: Auf „How Many Tears“ beweist Sullivan erneut sein großes Talent als Songwriter und Sänger. Das hat Klasse. „She's So Irresistible“ demonstriert erneut eindrücklich die hohe Qualität der Begleitband, die hier einen schweren Groove und donnernden Drums realisiert, der den düsteren Gitarren-Sound einen unwiderstehlichen psychedelischen Touch verleiht.

Quinn Sullivan ist und bleibt ein umwerfender Gitarrist, dessen spielerische Eleganz auf jedem Stück des relativ leichtgewichtigen neuen Albums gefangen nimmt, das genau das Richtige ist, um dem bevorstehenden Sommer die Leichtfüßigkeit zu verleihen, nach der wir unser nach einem langen, grauen Corona-Winter gesehnt haben.

Quinn Sullivan, Gitarre, Gesang

Quinn Sullivan - Wide Awake

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