Porcupine Tree – Closure/Continuation

Review Porcupine Tree – Closure/Continuation

Die Fans von Porcupine Tree, die zu den aktiven Zeiten der Band typischerweise in ihren Zwanzigern erlebt haben, sind heute mehr oder weniger gestandene 30- bis 40-Jährige. Für den harten Kern dieser Fans dürfte das neues Album der ziemlich unerwartet wiederauferstandenen Band nach so langer Zeit eine schöne Überraschung sein. Dabei muss man mit unerwarteten Aktionen von Porcupine Tree seit Anbeginn offenbar rechnen. Da war jedenfalls der wie es heißt nicht angestrebte Erfolg der 1987 von Steven Wilson zunächst mehr oder weniger aus Spaß gegründeten Band, die zahlreiche Umbesetzungen durchlief und dann ihr ebenso unerwartete Ende auf dem Zenit ihrer Laufbahn am Ende des Auftritts in der Royal Albert Hall am 14. Oktober 2010, das Steven Wilson dem staunenden Publikum mitteilte, ohne das Kern-Trio der Band vorher informiert zu haben. Den Schock im Publikum und in der Band kann man sich lebhaft vorstellen. Was nun zwölf Jahre später, während denen Wilson seine Karriere solo fortsetzte, dazu geführt hat, dass danach immer wieder einmal ein Porcupine Pine Album veröffentlicht wurde, ist nicht belegt. Jedenfalls besteht eine gewisse Aussicht, dass das jüngste Album Closure/Continuation ein Zeichen dafür ist, dass es Porcupine Tree nun auch auf der Bühne wiedergeben wird. Dafür spricht zumindest, allerdings in aller Vorsicht zu sehen, was Steven Wilson dem The Guardian mitgeteilt hat: „I genuinely don’t know whether this is closure or the start of another continuing strand of the band’s career“. Es könnte also auch so sein, dass das neue Album den endgültigen Schwanengesang von Porcupine Tree darstellt. Die Ungewissheit über das Schicksal von Porcupine Tree meint man beim Abhören von Closure/Contiuation jedenfalls zu spüren: das Album tönt gerade so würden das Jahrzehnt der Entfremdung der Bandmitglieder in Echtzeit aufgearbeitet werden, was den Songs eine beklemmende, ängstliche Spannung verleiht.

Ein schrilles Bass Riff leitet den Album-Opener „Harridan“ ein. Wenn der Gesang einsetzt singt Wilson in einem Metrum, das völlig außerhalb des Songs zu leben scheint: "Gold man bites down on a silver tongue/Takes a deep breath and blows the candle out". Das klingt recht pessimistisch und nicht gerade nach nach Continuation, und das Ende des Songs trägt auch nicht dazu bei, die Stimmung zu heben: „And what of us?/And what of me?/And what is left without you?“ Die gedämpfte Stimmung setzt sich in der Ballade „Of the New Day“ fort. „Rats Return“ und „Herd Culling“ bestätigen basierend auf nervösen Basslinien die zurückhaltende Gangart von „Harridan“. Erst mit „Walk the Plank“ kommt ein wenig Licht ins Album. Der Wille für Continuation manifestiert sich jedoch erst in „Chimera's Wreck“, einem über 10 Minuten laufenden Song, der mit seiner verschränkten Struktur, den komplizierten Rhythmen, dem zuckenden Schlagzeugspiel, den krachenden Riffs und der auf die Spitze getriebenen Dynamik am ehesten an die Hochphase der Band erinnert.

Fazit: Porcupine Pine versteht sich nach wie vor darauf, erstklassigen Prog-Rock abzuliefern. Ob die Band mit Closure/Continuation allerdings erneut durchstarten und gar wieder live auftreten wird, ist nicht sicher, da das neue Album eher die Stimmung von Closure als diejenige von Continuation verbreitet.

Steven Wilson, Gesang, Gitarre, Bass
Richard Barbieri, Keyboards, Synthesizers, Sound Design
Gavin Harrison, Schlagzeug, Percussion

Porcupine Tree – Closure/Continuation

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