Der Titel des Albums lässt auf ein starkes Selbstbewusstsein des Soulmusikers und Songwriters Michael Kiwanuka schließen. Dieser Eindruck wird durch das Cover des Albums potenziert, das Kiwanuka in pseudo-royaler Aufmachung mit pharaonischer Anmutung mit üppiger Gesichts-Behaarung präsentiert. Das alles signalisiert: „Ich bin der Größte“. Ist Michael Kiwanuka tatsächlich der Größte seiner Art? Wir werden sehen.
Erstaunlich ist, wie abwechslungsreich arrangiert KIWANUKA daherkommt. Selbst die meist stark lärmende Begleitmannschaft zeigt sich immer wieder in unterschiedlichem Licht. Deren unüberhörbarer, jedoch farblich variierter Beitrag zu den meisten Songs wird mitunter von ruhigen Passagen unterbrochen ist, die wie erholsame Oasen aus dem Tumult des gospelartig intonierenden Chors herausragen. Ein Beispiel hierfür ist „I’ve Been Dazed” oder der zweite Durchlauf des Soultitels „Hero“, der sich insgesamt als willkommene Oase der Ruhe und Stille erweist. Mit „You Ain’t The Problem“ startet das Album, ausgiebig dem Afrobeat frönend, in rasanter Gangart mit ausgelassen tumultuösem Chorbeitrag. Derart bestens eingestimmt geht es schwungvoll weiter mit dem Funk-Song „Rolling“. Erfrischende Abkühlung der bereits stark angeheizten Stimmung findet man in der ruhig gestalteten Klangoase, die im Zentrum des wiederum sehr lebendig auftrumpfenden Songs „I’ve Been Dazed” ruht.
Gospelgestimmt gibt sich die Einleitung von „Piano Joint“. Abkühlung vom Getöse findet man in „Another Human Being”. Rhythmisch zurückhaltend erzählt Michael Kiwanuka in „Living in Denial” zwischen bedrohlichen Chorsequenzen von seiner Sicht der Dinge. Der “Hero” ist in der Fassung eines zweiteiligen Songs nicht der strahlende Held, den man durch den Songtitel erwarten könnte, sondern eher ein zurückhaltendes, sympathisches Vorbild des Alltagshelden, der bestrebt ist, seinen Mitmenschen das Leben angenehmer zu machen. Äußerst geschickt mischt Michael Kiwanuka in diesem Song Gestaltungselemente der Vergangenheit mit solchen der Gegenwart.
„Hard To Say Goodbye“ ist mit ruhiger Gangart, in der die Stimme von Michael Kiwanuka weitgehend von einer Sologitarre begleitet, mal in Hall eingebettet, mal von heftigen Gitarrenriffs unterstützt wird, ein Höhepunkt des Albums. „Light“ erweist sich nach einem sanft tönende Solo-Gitarren-Intro als streicher-gesättigter Good-By-Gospel, der vom Chor unterlegt sanft aus dem Off aufsteigt und in strahlender Höhe gipfelt, um schlussendlich im Off zu verklingen.
KIWANUKA belegt, dass Michael Kiwanuka tatsächlich auf seine Art der Größte ist. Recht eindrücklich demonstriert er sein sängerisches Vermögen und seine chamäleonartige Geschicklichkeit als Songwriter und Arrangeur. Dass er sich von der Songgestaltung und der Instrumentation von unter anderem Folk- Rocksängern der späten sechziger Jahre anregen lässt, ist legitim, zumal er das nicht in Gestalt einer bloßen Kopie, sondern auf Gospelgesang basierend mit Geschmack und raffiniert ins Heute übersetzt tut.