Kungsbacka Piano Trio - R. Schumann Piano Trios, Vol. 1

Review Kungsbacka Piano Trio - R. Schumann Piano Trios, Vol. 1

Die Gattung Klaviertrios in der Besetzung Klavier, Geige und Cello hatten die meisten Klassik-Komponisten nicht ausdrücklich auf dem Radar, und diejenigen, die sie auf dem Radar hatten waren eher zurückhaltend mit der Menge derartiger Kompositionen. Haydn, der ja auch nicht weniger als 102 Sinfonien hinterlassen hat, ist mit 45 Trios die große Ausnahme. Beethoven hat immerhin acht Klaviertrios komponiert, während Mozart fünf und Brahms ebenso wie Dvorak drei Trios in der Besetzung Klavier, Geige und Cello beigesteuert haben. Gibt es einen Grund für diese von Haydn abgesehen offensichtliche Zurückhaltung? Eher nicht, sind doch fast alle Komponisten von Hause aus praktizierende Pianisten gewesen, mithin Musiker, die für ihre eigenen Kammermusikauftritte auch einen persönlichen Bedarf an Klaviertrios hatten. Man darf spekulieren, dass in der nahezu unüberblickbaren Welt der als primäre Kammermusikgattung akzeptierten Streichquartette, die ja anstelle des Klaviers eine weitere Geige und eine Bratsche beschäftigen, die natürliche Dominanz des Tasteninstruments und sein definitiv streicherferner Klang so etwas wie ein Fremdkörper ist. Der Jazz tut sich mit der Gattung Klaviertrio deutlich leichter. Das kann auch an den beteiligten Instrumenten liegen, die lediglich ein Streichinstrument, nämlich den Kontrabass umfassen, während der dritte Triopartner das Schlagzeug ist. Diese Art Trio ist ein Dauerbrenner in der Jazzszene.

Auch Robert Schumann gehört zu den Klassik-Komponisten mit einer überschaubaren Anzahl, nämlich gerade eben drei Klaviertrios. Dazu kommt eine ursprünglich als Klaviertriostück geplante Komposition, die sogenannten Fantasiestücke, die neben dem Klaviertrio Nr. 1 und dem Klaviertrio Nr. 2 das Volume 1 der Schumann’schen Klaviertrios auf dem aktuellen Album des Schwedischen Kungsbacka Piano Trios ausmachen, das 1997 in der gleichnamigen Stadt gegründet wurde und das sich weltweilt einen hervorragenden Ruf erworben hat.

Entstanden sind die Klaviertrio-Kompositionen Schumann zusammen mit den Fantasiestücken, dem Klavierquartett, dem Klavierquintett, den drei Streichquartetten und dem Andante und Variationen für Solohorn, zwei Celli und zwei Klavieren in der unglaublich knappen Zeitspanne zwischen Mai 1842 und Januar 1843 in einem schon ungesunden Schaffensschub, der selbst den mehr als zügigen Kompositionsumsatz eines Amadeus Mozart in den Schatten stellt. Mindestens ebenso unglaublich ist, dass diese in allerkürzesten Zeit entstandenen Kompositionen vom hoher und höchster Qualität sind, wie man auf dem aktuellen Album des Kungsbacka Piano Trios staunend nachhören kann.

Die Interpretation der Klaviertriowerke Schumanns durch das Schwedische Klaviertrio wird der hohen Qualität dieser Werke gerecht, zumal die Spielkultur des Trios von allererster Güte ist. In erstaunlicher, ja geradezu unerhörter Weise verschmelzen die so unterschiedlichen Klänge der drei Instrumente zu einem homogenen Klang, der aus einem einzigen Instrument zu kommen scheint, das weder ein Streich- noch Tasteninstrument ist, sondern einen Sänger verkörpert, der die Gesangslinien der auf diesem Album versammelten Schumann-Kompositionen einzigartig überzeugend über die Rampe bringt. Wie schön, dass es ein Volume 2 der Schumann-Trios mit dem Kungsbacka Piano Trio geben wird.

Kungsbacka Piano Trio

Kungsbacka Piano Trio - R. Schumann Piano Trios, Vol. 1

© 2010-2024 HIGHRESAUDIO