Joshua Redman - Come What May

Review Joshua Redman - Come What May

Mit Come What May beglückt Joshua Redman nach seinem letztjährigen Album Still Dreaming die Anhänger seines Saxophonspiels bereits nach wenigen Monaten, also binnen kurzer Zeit erneut. Dieses Mal ist er im Umfeld seines Quartetts mit Aaron Goldberg, Klavier, Reuben Rogers, Bass und Gregory Hutchinson am Schlagzeug zu hören, mit dem er seit 20 Jahren immer wieder auf Tour geht , das letzte Mal allerdings bereits vor fünf Jahre ein Album herausgebracht hat. Durch die lange gemeinsame Bühnenzeit sind die vier Musiker perfekt aufeinander eingespielt, was es Ihnen erlaubt, die meisten der sämtliche auf Joshua Redman zurückgehenden Stücke auf Come What May relaxt anzugehen . Dazu kommt, dass das Quartett diese Stücke über Jahre hinweg im Tour-Gepäck hatte. Damit waren sie reif, auf einem Album festgehalten zu werden, bevor die Stücke durch übermäßige Routine abgeschliffen werden. Das sieht auch Joshua Redman grundsätzlich so: „Manchmal stellt man fest, dass ein Song, wenn man ihn oft spielt, zu zerbröseln beginnt. Man kann den richtigen Zeitpunkt verpassen und genau das habe ich mich diesmal gefragt. Das Großartige an dieser Band ist, dass jeder weiß, wie man die Musik interessant und kreativ gestaltet und die Grundstimmung beibehält. So waren letztlich die besten Songs auf dem Album die, die wir häufig gespielt haben.“

Wohin die Reise auf diesem Album geht macht bereits das erste Stück „Circle of Life“ deutlich: bei aller Entspanntheit des Musizierens vermittelt perfekte Ensembleleistung meist unterschwellig ein riesiges Potential an spielerischer Energie, die sich im dreivierteltaktigen „Circle of Life“ in tänzerischem Schwung manifestiert. Welch enormen, jedoch jederzeit kontrollierten Drive dieses Energiepotential freizusetzen vermag, zeigt sich in „How We Do“. „Stagger Bear“ demonstriert, wie schwungvoll Blues mit raffiniertem Taktwechsel unters Volk gebracht werden kann. Noch einen Zacken lebendiger geht es vom Schlagzeug kräftig unter Druck gesetzt bei „DAGFD“ zu. Die Perfektion des Spiels und die Improvisationskunst jedes Bandmitglieds, beeindruckt von Stück zu Stück, ein letztes Mal in „Vast“ mit dem das Album zunächst ruhig beginnend, dann vom Pianisten und Saxophonisten ausführlich und energisch improvisiert ausklingt. Zum Thema Improvisation meint Joshua Redman: „Improvisation ist das Brot und die Butter, das Herz und die Seele des Jazz, für mich überhaupt das Wichtigste. Wir öffnen die Songs und warten ab, wohin uns der Spaß und der Thrill, neue improvisierte Melodien zu schaffen, führt. Um nichts anderes geht es.” Dazu braucht es natürlich gleichgestimmte und gleichermaßen kompetente Bandmitglieder und nicht nur einen erstklassigen Tenoristen, der dazu meint: „Ich bin von ihnen abhängig. Ich verlasse mich darauf, dass sie herausfinden, wie sich die Musik gut anfühlt und gut klingt. Ich kann einen Song mitbringen, von dem ich vermute, dass er miserabel ist und sie finden dann einen Weg, aus ihm doch noch einen guten Song zu machen. Was auch immer ich mitbringe, sie machen das Beste daraus".

Kein Zweifel: Jeder der auf perfektem, weil emotional geladenen und auf allerhöchstem Niveau ausgeführtem Jazz steht, braucht Come What May Come in seiner Sammlung. Eine angemessen gekonnt realisierte Aufnahmetechnik rundet das Vergnügen an diesem Album ab.

Joshua Redman, Saxophon
Aaron Goldberg, Klavier
Reuben Rogers, Bass
Gregory Hutchinson, Schlagzeug

Joshua Redman - Come What May

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