George Winston - Spring Carousel

Review George Winston - Spring Carousel

Ungeachtet seines musikalischen Inhalts ist dieses Album etwas Besonderes, weil die mit ihm erzielten Einnahmen ausschließlich der Klinik „City of Hope Hospital“ unweit Los Angeles, der Klinik zu Gute kommt, die den Pianisten von einem Krebsleiden geheilt hat. Etwas Besonderes ist das Album auch deshalb, weil es neun der insgesamt 59 Stücke für Soloklavier enthält, die George Winston in eben dieser Klinik während seines dortigen Aufenthalts 2013 komponiert, aufgeführt und aufgenommen hat. Schließlich ist dieses Album auch deshalb etwas Besonderes, weil es Vorbild für erfolgreiche Musikerkollegen des Pianisten sein kann, sich ebenfalls zu sozialem Engagement durch Verzicht auf Einnahmen aus einem oder mehreren ihrer Alben aufzuschwingen. George Winston hat auch auf den Terroranschlag am 11. September 2001 und auf Hurrikan-Katastrophen an der Ostküste der USA mit Benefit-Alben zugunsten der jeweiligen Opfer reagiert. Bemerkenswert ist dies allemal selbst vor dem Hintergrund, dass George Winston, dessen Karriere vor 40 Jahren gestartet war, einer der erfolgreichsten Pianisten seines Genres ist, der es mit seinen Alben zu Platinehren gebracht hat.

Der Output an Alben des George Winston – Spring Carousel ist sein vierzehntes Album – ist nicht zuletzt deshalb beachtlich, weil er die Songs in der Regel selbst komponiert. Bekannt ist George Winston für die unterschiedlichsten klavierbasierten Musikstile, wie etwa "Rural Folk Piano"; “Stride piano” und vorrangig “New Orleans R&B Piano”. Die Songs auf Spring Carousel fallen hingegen in keine dieser Kategorien. George Winston selbst bezeichnet den Songstil auf seinem neuesten Album als „minimalistisch“ und „kreisend“, inspiriert von der Kreisbewegung von Jahrmarkt-Karussells und von umlaufenden Planeten- und Sternenbahnen, aber auch von dem Werk eines Steve Reich, einem der Pioniere der Minimal Music. Ein Programm ist für die Stücke auf Spring Carousel nicht streng vorgegeben, so dass jeder Hörer sich seine eigene Geschichte zu den Stücken träumen kann. Zwar finden sich im Booklet Hinweise, welchen Träumen der Komponist beim Entstehen der Stücke nachgehangen hat; derartige Hinweise sind jedoch selten für jedermann hilfreich oder gar zielführend, eher gar der eigenen Fantasie abträglich, die sich nun einmal am liebsten ungestört von Vorgaben individuell entfaltet. Und Anlass für die Entfaltung der eigenen Fantasie bieten die Stücke auf dem Klavier-Solo-Album Spring Carousel zuhauf: Entspannen, Eintauchen und Träumen lautet das Rezept für die ideale Konzeption der in sich kreisenden fantastischen und die Fantasie des Hörers anregenden Kompositionen des Pianisten.

So ist auch der musikalische Inhalt von Spring Carousel etwas Ungewöhnliches, ja nicht etwas Besonderes und damit nichts weniger als ein veritables Ereignis, das als hochaufgelöster Download auch klangtechnisch voll zu überzeugen weiß.

George Winston, Klavier

George Winston - Spring Carousel

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