Neunundzwanzig Jahre alt war Beethoven als sein Freund Ignaz Schuppanzigh in der Wiener Himmelpfortgasse Nr. 1023 im Dezember 1799 sein Opus 20, das Septett in Es-Dur erfolgreich zur Aufführung brachte. Ein ereignisreiches Jahr ging damit für den jungen Komponisten aus Bonn zu Ende, in dem er den ersten Zyklus seiner Streichquartette vollenden konnte und kurz davorstand, die ersten Noten seiner ersten Sinfonie aufs Papier zu bringen. Auch für sein Liebesleben war das Jahr 1799 ein einsamer Meilenstein, traf er doch auf seine „unsterbliche Geliebte“, vermutlich die Gräfin Josephine Brunsvik, die allerdings kurz danach einen Herzog ehelichte, jedoch weiterhin seine Schülerin blieb. Das original für Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass gesetzte Septett wurde Beethovens populärstes Werk zu Lebzeiten, bis 1830 gar sein meistgespieltes Stück überhaupt, eine Tatsache, die dem alten Beethoven ziemlich lästig geworden sein soll. Der Reiz des Septetts liegt in seiner Vielfalt begründet, die die Charaktere der Symphonie, des Solokonzerts und der Kammermusik genial vereinigt.
Gar so genial geht es in Introduktion, Thema & Variationen von Joseph Küffner nicht zu, der als Zeitgenosse Beethovens und Sohn einer fränkischen Musikerfamilie autodidaktisch Flöte, Klarinette, Posaune und Waldhorn spielen lernte und zur Zeit als Beethovens Septett entstand vom damaligen Fürstbischof von Würzburg damit betraut worden war, die Militärmusik der Stadt zu reformieren. Zu der Zeit, als Beethovens Spätwerke entstanden war Joseph Küffner Mitglied des fürstlichen Hoforchesters des Großherzogs Ferdinand III. von Toskana und komponierend für Streicher- und Bläser-Ensembles aktiv. Dabei entstanden auch die ursprünglich Carl Maria von Weber zugeordneten Introduktion, Thema & Variationen für Klarinette und Streicher.
Das vorliegende primär der Klarinette gewidmete Album wird mit zwei Paradestücken von Johann Strauss, dem Frühlingsstimmenwalzer und dem musikalischen Scherz Perpetuum Mobile abgerundet. Das Arrangement der beiden Strauss-Ohrwürmer für Klarinette und Streichorchester sowie für weitere Bläser im „Scherz“ obliegt der britischen Klarinettistin Emma Johnson, die vor allem in ihrem Arrangement für letzteren enormen musikalischen Humor und unbegrenzte Spielfreude beweist, die auch im Beethoven und im Küffner tonangebend ist und das mit edlem Schmelz klanglich glänzende, bravouröse Klarinettenspiel trefflich ergänzt. Emma Johnson gilt als in Großbritannien schon jedem Kind bekannte Musikerin, und das, obwohl wir es hier mit dem Genre „Klassik“ und nicht mit „Pop“ zu tun haben. Ihre Alben sind Bestseller und verkünden ihren lokal errungenen Ruhm weltweit. Ihr aktuelles Album kündet erneut von Ihren hohen instrumentalen Qualitäten und ihren musikalischen Überblick. Zu hören ist sie hier mit ihrem Ensemble Emma Johnson & Friends, dessen Live-Konzert vom letzten Jahr in Southampton Grundlage für das Album bildet. Zu den „Friends“ gehören streicherseitig das Carducci Quartet, Chris West und aufseiten der Bläser Peter Francombe, Horn und Philip Gibbon, Fagott, sämtliche ganz exzellente Könner auf ihrem Instrument.
Der bei der Uraufführung seines Septetts persönlich anwesende Beethoven hätte ohne Zweifel seine Freude am Spiel von Emma Johnson & Friends. Hätte er geahnt, dass sein zu seinen Lebzeiten so erfolgreiches Septett sich auch nahezu 220 Jahre später beim Publikum noch hoher Wertschätzung erfreut, wäre ihm die Tatsache, dass es zu seinen Lebzeiten sein bekanntestes Stück gewesen war, nicht gar so sehr gegen den Strich gegangen.
Emma Johnson, Klarinette
Philip Gibbon, Fagott
Peter Francomb, Horn
Matthew Denton, Violine
Eoin Schmidt-Martin, Viola
Emma Denton, Cello
Chris West, Kontrabass