Outside Child ist das Debutalbum der heute in Nashville lebenden, 39 Jahre alten Sängerin, Songwriterin und Multi-Instrumentalistin Allison Russel, die in Montreal geboren ist für ihre Arbeit mit ihrem Partner JT Nero in Birds of Chicago bekannt ist. Davor war sie Mitglied der Band Po‘ Boy und des ausschließlich mit Frauen besetzten Banjo-Picking-Kollektivs Our Native Daughters. Viele der Songs auf Outside Child wurden als Reaktion auf ihre Kindheitstraumata geschrieben. Als Teenager floh Allison Russell aus ihrem misshandelnden Elternhaus und lebte dann längere Zeit auf der Straße, bis sie die Musik als ihr Ding entdeckte, das ihr nicht nur Erfolg einbrachte, sondern auch einen wesentlichen Beitrag leistete und leistet, ihre seelischen Wunden zu heilen.
Auf ihrem Soloalbum erleben wir Allison Russel als Jazzsängerin, die auf Französisch ihre geliebte Heimat Montréal besingt., aber auch als Country-Sängerin, die ihr eigenes Schicksal reflektiert und die die Botschaft, wie man das ihr zugefügte Trauma überlebt, in Rock'n'Roll verpackt präsentiert.
Der Song „Montreal“ ist der Stadt gewidmet, die ihr nach ihrer Flucht aus dem Elternhaus eine Bleibe geboten hatte, auch wenn diese eher jämmerlich aussah. Trotz allen widrigen Umständen, unter denen sie in dieser kanadischen Stadt existierten musste, fühlte sie sich von ihr das erste Mal in ihrem Leben dort aufgehoben und beschützt. Der Schmerz in ihrer Stimme kündet allerdings auch davon, dass diese Zeit für die junge Frau kein Zuckerschlecken gewesen ist.
„Persephone“ ist dem gleichnamigen Ort gewidmet, in dem Zuflucht bei einer Freundin findet und zum ersten Mal in ihrem Leben Zuneigung erlebt. In „The Runner“ schildert sie emotional stark ergreifend, was es heißt, der häuslichen Gewalt entronnen zu sein und stets auf der Flucht vor der Vergangenheit zu leben. „Nightflyer“ berichtet vom Hochgefühl, sich von der Vergangenheit durch übermenschliche Kraftanstrengung zumindest vorübergehend zu befreien.
„Hy Brasil“ erweist sich als ein Song, der auf einer simplen, aber einprägsamen, kinderreimartigen Melodie basierend ein wenig Licht in das ansonsten den Hörer emotional stark beanspruchende Album bringt. „All the Women“ ist ein nicht enden wollendes Crescendo, das mit einem tiefen Clawhammer-Banjo anhebt, woraufhin Allisson Russel sich die Seel aus dem Leib singt, bis ihr die Worte ausgehen, deren Wirkung dann von einer Klarinette gesteigert noch werden. Mit dem Song „The Hunters“ stellt Allison Russell Menschen vor, die andere missbrauchen, fragt was wohl dahinterstecken könnte und sucht, nachdem diese Frage ohne Antwort bleibt mit diesem Song Opfer, die Ähnliches erfahren haben und nach einer Erklärung suchen. „Joyful Motherfuckers“ verkündet eine Botschaft hoffnungsvollen Trotzes gegenüber ihrem Missbraucher ohne – wie in allen anderen Songs auch – in Bitterkeit zu verfallen.
Allison Russel beweist in jedem Song unabhängig davon, ob es sich um Folk, Soul oder Rock'n'Roll oder eine Verschmelzung dieser Gesangsstile handelt, authentisches Feeling auf Grundlage einer Stimme, deren Eindringlichkeit durch echte Lebenserfahrung gereift ist.
Allison Russell