
Jazz-Posaunist und Produzent Peter Lin und sein 2019 gegründete AAPI Jazz Collective, das Kollektiv der Asian American Pacific Islander, haben ihr neues Album Identity vorgestellt. Auf diesem ergründen sie die Landschaft des Jazz von den US-amerikanischen Wurzeln bis zu den Einflüssen aus dem asiatischen Raum und ihre Position in diesem Geflecht der Vielfalt. Das Ergebnis?
Identity ist, soviel sei schon vorweg gesagt, ein sehr gut eingespieltes, feinfühlig aufgenommenes und exzellent abgemischtes Album. Und das ist gut auch, weil sich mit Erena Terakubo an Altsaxophon und Flöte, Mike Bond am Piano, Daseul Kim am Bass, Wen-Ting Wu am Schlagzeug und den Gästen Brandon Choi an der Trompete und Sängerin Mỹ Tâm Huynh ein Oktett ergibt, das für eine akustische Konserve zu ordnen und zu sortieren nicht gerade trivial ist. Hier aber klappt das ganz großartig.
Schon mit den ersten Takten von Emperor’s Stride, dem Auftaktsong von Identy, stellt sich sehr schnell eine Bar-Atmosphäre ein. Flotter Jazz auf höchstem Niveau, fein ineinander verwobene Bläserfiguren mit kleinen Scherzen wie dem angedeuteten Zugtuten in Tank!, meist flott vorgetragene Melodien, die vertraut wirken, und Soli, die neben Geschichten auch aus der Geschichte des Jazz erzählen. Dazu der Gesang in Moonlight Densestu und der sehr atmosphärischen Ballade Bèo Dạt Mây Trôi, deren vietnamesischer Text dem Emsemblevortrag Kolorit jenseits der US-Traditionen verleihen.
In diesem Mix der kulturellen Einflüsse liegt die besondere Stärke von Identity. Statt das Erbe verschiedener Traditionen und Kulturen gegeneinander auszuspielen, finden hier vielfältige Einflüsse zu einem gemeinsamen Ganzen, das sich hervorragend präsentiert und dem zu lauschen viel Freude macht. Das macht Identity zu einem feinen Album, nicht nur für Traditionalisten. (Thomas Semmler, HighResMac)
Peter Lin, Posaune, Produzent
Erena Terakubo, Altsaxophon, Flöte
Mike Bond, Klavier
Daseul Kim, Bass
Wen-Ting Wu, Schlagzeug
Gäste:
Mỹ Tâm Huynh, Gesang
Brandon Choi, Trompete