Bill Frisell – Valentine

Review Bill Frisell – Valentine

Bill Frisell gilt nicht nur als einer der erfolgreichsten Gitarristen des Jazz, der auch ein Bein im Pop, in der Filmmusik und der neuen Musik hat, sondern auch als einer der wandelbarsten Gitarristen, der im Laufe der Jahrzehnte in seine Musikwelt die unterschiedlichsten Stilrichtungen integriert hat, die sein Gitarrenspiel nachhaltig beeinflusst haben und die ihm heutzutage als vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Mit anderen Worten hat sich Bill Frisell über seine gesamte Laufbahn hinweg wie kaum ein anderer Musiker des Jazz als künstlerisch enorm flexibel und wandlungsfähig erwiesen. Die Top- Jazz-Label, wie Blue Note und ECM haben seine Karriere aufmerksam verfolgt und dokumentiert.

Auf Blue Note ist jetzt das Album Valentine erschienen, auf dem Frisell in Trio-Formation überwiegend traditionelle Songs covert. Im Frisell-Trio, das sich in den zurückliegenden Jahren durch zahlreiche Live-Auftritte einen Namen gemacht hat, sind neben dem Gitarristen der Bassist Thomas Morgan und der Schlagzeuger Rudy Royston mit von der Partie.

Gleich zu Beginn des Albums beweist das Trio mit „Baba Drame“ ein enormes Geschick, einen bewährten Titel befeuert vom Schlagzeug und perfekt ausgesungen von Gitarre und Bass so zu interpretieren, dass etwa Neues entsteht. Diesen Ansatz erlebt man auch in „Wagon Wheels“ der Autoren von Billy Hill und Peter DeRose aus den dreißiger Jahren in Reinkultur. „A Flower is a Lovesome Thing" von Billy Strayhorn und „What the World Needs Now is Love“ von Burt Bacharach und Hal David zeigen eindrücklich die Kunst Frisells, Originaltitel so zu arrangieren, dass man als Hörer immer wieder vom Ergebnis überrascht ist. Dabei spielt der Gitarrist keineswegs immer die erste Geige. Vielmehr überlässt er seinen Triopartner neidlos die Führung, um so den bestmöglichen Effekt für den jeweiligen Titel zu erzielen.

Ohne straffen Taktverkauf lässt das Trio in „Hour Glass“ Melodien aus dem Nichts entstehen, entspannt dahinfließen und verebben. Offenbar durch zahlreiche Liveauftritte haben die drei Musiker des Trios ein Niveau an organisch ablaufenden, geradezu wundersam variierten Improvisationen, wie in „Keep Your Eyes open“ entwickelt, die Staunen machen und selbst nach scheinbar ziellosem Verlauf wundersamerweise in Gleichklang ausmündet, wie in „Winter Always Turns to Spring“. Bewundernswert ist ferner, dass sich in keinem der Titel von Valentine eines der Triomitglieder auch nur versucht, sich in den Vordergrund zu drängen, was davon kündet, dass sich hier drei Musiker gefunden haben, die einander im besten Einvernehmen schätzen und achten.

„We Shall Overcome“ bildet das unverkrampft ausgesungene, zurückhaltend leise dargebotene Finale des Albums, das dem Hörer abschließend bestätigt, ein Ausnahmealbum in Gestalt eines Downloads erworben zu haben, den er sich gerne immer wieder zu Gemüte führen wird.

Bill Frisell, Gitarre
Thomas Morgan, Bass
Rudy Royston, Schlagzeug

Bill Frisell – Valentine

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