Tedi Papavrami & François-Frederic Guy


Biographie Tedi Papavrami & François-Frederic Guy

Tedi Papavrami & François-Frederic GuyTedi Papavrami & François-Frederic Guy
Tedi Papavrami
Als er als Kind nach Frankreich umsiedelte, entdeckte Tedi Papavrami ein Land und eine Kultur, die ihm völlig fremd waren. Seine angeborene Neugierde, die Notwendigkeit, die französische Sprache zu erlernen, um sich dort heimisch zu fühlen, und seine große Einsamkeit in den ersten Aufenthaltsjahren bewogen ihn dazu, etliche Bücher zu „verschlingen“: Stendhal, Proust, Flaubert, Dostojewski, Tschechow, Kafka u.v.m., immer auf Französisch. Das ist, unter anderem, was diesen ungewöhnlichen Interpreten von der Musikwelt abhebt: Seine Neugierde, die gerade diese Grenzen überschreitet, sowie seine intellektuellen und künstlerischen Ansprüche, die ihn ständig dazu anspornen, die Entfernung zwischen seiner Heimat und anderen Horizonten zu überbrücken.

Somit übernahm Papavrami nach dem Ableben des Übersetzers Jusuf Vrioni ganz selbstverständlich die Aufgabe, die Werke des albanischen Schriftstellers Ismail Kadare, den er noch während der Kindheit in Albanien kennengelernt hatte, fortan ins Französische zu übersetzen. Für ihn wurde dieser Ausflug in die literarische Welt auch ein Mittel, „um nun auch professionell außerhalb der Geige zu existieren“. Diese belletristische Beschäftigung setzte er fort mit der Veröffentlichung seiner Autobiografie, Fugue pour Violon Seul, eine von der französischen Presse einhellig begrüßte Nacherzählung seiner Zeit als Wunderkind in Albanien bis zu seiner Absetzung in den Westen und in die Freiheit. “Fugue pour violon seul“ erhielt er 2014 den Prix d'excellence de la Société littéraire de Genève.

2003 wurde die Schauspielerin Jeanne Moreau in einem Fernsehstudio auf ihn aufmerksam. Daraufhin wurde ihm die Rolle des Geigers Danceny in Josée Dayans mehrteiliger Fernsehversion von Laclos’ Gefährlichen Liebschaften an der Seite von Catherine Deneuve, Rupert Everett und Nastassja Kinski angeboten.

Eine solche Vielfältigkeit hätte Papavrami wahrscheinlich niemals ohne eine gewisse musikalische Frühreife erreicht, sowie dank einer einzigartigen Konzentration auf das Geigenspiel seit seiner Kindheit. Die Geige wurde zu einem unerlässlichen Teil seines Lebens, seitdem er als Fünfjähriger den ersten Unterricht vom eigenen Vater bekam - einem brillanten Professor, dessen langjährige pädagogische Erfahrung ihm große Einblicke in die Kunst gewährte, Kinder an das Geigenspiel heranzuführen. Tedi machte schnell Fortschritte. Drei Jahre später konnte er bereits die Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate, begleitet vom Philharmonischen Orchester Tirana öffentlich vortragen. Als Elfjähriger nahm er Paganinis 1. Violinkonzert mit der extrem virtuosen Kadenz Émile Saurets in Angriff.

Im Jahre 1982 war Albanien noch ein Land, das sich vom Rest der Welt abgeriegelt hatte. Der französische Flötist Alain Marion konzertierte dort und wurde durch einen außergewöhnlichen Zufall auf den jungen Geigenvirtuosen aufmerksam. Er lud ihn ein, mit einem französischen Stipendium nach Paris zu kommen. Ab da studierte Tedi Papavrami bei Pierre Amoyal am Conservatoire National Supérieur. Konzertaufführungen sowie Auftritte in populären französischen Fernsehsendungen wie Le Grand Echiquier prägten diese Periode seiner frühen Karriere.

Nach Beendigung des Geigenstudiums im Alter von 15 Jahren setzte Tedi seine musikalische und instrumentale Entwicklung alleine fort. Kurz vorher hatte er in Begleitung seiner Eltern dem kommunistischen Regime Albaniens den Rücken gekehrt, um sich mit ihnen in Frankreich niederzulassen. Bis zum Sturz des Regimes 1991 sahen sich die in Albanien verbliebenen Familienmitglieder schwersten Sanktionen und Repressalien ausgesetzt. Tedi und seine Eltern mussten sogar die französische Hauptstadt verlassen, um sich dem Zugriff der stets nach ihnen suchenden albanischen Botschaftsbeamten zu entziehen. Durch Hilfe von Freunden fanden sie in der Nähe von Bordeaux eine neue Heimat.

Nach mehreren Auszeichnungen konnte Tedi ab den 1990er Jahren eine Karriere als Solist und als Kammermusiker in Angriff nehmen. Seitdem arbeitete er mit berühmten Dirigenten zusammen, wie z.B. Kurt Sanderling, Antonio Pappano, Armin Jordan, Emmanuel Krivine, Manfred Honeck, François-Xavier Roth, Thierry Fischer, Gilbert Varga und M. Aeschenbacher. Als Kammermusiker war er neun Jahre lang Mitglied des französischen Quatuor Schumann (Klavierquartett). Er trat mit Kammermusikpartnern wie Philippe Bianconi, Nelson Goerner, Martha Argerich, Maria Joao Pires, Viktoria Mullova, Gary Hofmann, Marc Coppey, Paul Meyer und Lawrence Power auf.

Seit 1990 ergänzt Tedi Papavrami seine künstlerische Laufbahn mit vielgelobten Einspielungen. Seine 2014 erschienene CD mit den sechs Sonaten für Solovioline von Eugène Ysaÿe und der Sonate für zwei Violinen vom selben Komponisten in Duo mit dem Geiger Svetlin Roussev erhielt den Diapason d’Or sowie den Choc de l’année vom Musikmagazin Classica. Papavrami transkribiert ebenfalls Klavierwerke für Geige: seine Transkription von 12 Scarlatti-Sonaten liegt auf CD vor, sowie diejenige der Fantasie und Fuge für Orgel BWV 542 von J. S. Bach; die jeweiligen Noten sind beim Verlag Ries & Erler Berlin erhältlich. Besonders am Herzen liegen Papavrami die Sonaten und Partiten für Solovioline von J. S. Bach, die er in ihrer Gesamtheit häufig aufführt und ebenfalls aufgenommen hat, sowie die Sonate für Solovioline von Béla Bartók und die 24 Caprices von Paganini.

Seit mehreren Jahren arbeitet Tedi im Duo mit dem Pianisten François-Frédéric Guy an den 10 Sonaten Beethovens für Geige und Klavier: ihre Gesamteinspielung dieser Werke erschien 2017. Mit dem Cellisten Xavier Phillips setzen die beiden ihre Arbeit an den Klaviertrios von Beethoven fort, die sie demnächst aufnehmen werden. Zusammen mit Mischa Maisky und Martha Argerich war Papavrami ebenfalls im Tripelkonzert Beethovens auf Argerichs 2019 bei Avanti Classics erschienenes Album Rendez-vous zu hören.

Tedi Papavrami lebt jetzt in Genf, wo er an der Haute École de Musique eine Geigenprofessur innehat. Er spielt auf einer Geige, die Christian Bayon für ihn gebaut hat.

François-Frederic Guy
verfolgt eine internationale Karriere an der Seite führender Dirigenten, darunter Philippe Jordan, Kent Nagano, Daniel Harding und Esa-Pekka Salonen, und mit renommierten Orchestern wie den Wiener Symphonikern, dem Orchestre Symphonique de Montréal, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem NHK Symphony Orchestra in Tokio und dem Philharmonia Orchestra in London.

Seine intensive Neugier auf die Musik seiner Zeit veranlasst ihn, viele zeitgenössische Komponisten aufzuführen und regelmäßig Uraufführungen zu geben.

Seit 2012 leitet er häufig Ensembles vom Klavier aus, darunter die Königliche Philharmonie Lüttich, die Sinfonia Varsovia, das Orchestre National des Pays de Loire, das Orchestre National de Lorraine und das Orchestre de Chambre de Paris, mit dem er im Januar 2020 im Théâtre des Champs-Élysées für das Eröffnungskonzert des Beethoven-Jahres des Theaters einen triumphalen Erfolg feierte.

Zukünftige Orchesterprojekte führen ihn nach London, Lille, Paris, Cannes, Tokio und Hamburg mit den Dirigenten Sakari Oramo, Jean-Claude Casadesus, Benjamin Lévy und Jurien Hempel sowie zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in München mit Philippe Jordan.

Außerdem wird er als Pianist und Dirigent mit dem Hong Kong Philharmonic Orchestra, dem Orchestre de l'Opéra de Limoges, dem Orchestre de Chambre de Paris am Théâtre des Champs-Élysées und der Sinfonia Varsovia auftreten.



© 2010-2024 HIGHRESAUDIO