Life in Times of the Big Crunch (feat. Niels Klein, Lars Duppler, Hanno Busch & Jonas Burgwinkel) Tubes & Wires

Album info

Album-Release:
2017

HRA-Release:
28.04.2017

Label: Traumton

Genre: Jazz

Subgenre: Modern Jazz

Artist: Tubes & Wires

Album including Album cover

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Formats & Prices

FormatPriceIn CartBuy
FLAC 48 $ 13.20
  • 1Launch Pad Disco02:13
  • 2Worn Out Livelong Machine07:38
  • 3Backward Happiness08:19
  • 4Grid03:04
  • 5Moonbender07:57
  • 6Perpetual Waves05:44
  • 7Beams02:20
  • 8Camarudo02:26
  • 9Gleam05:52
  • 10Life in Times of the Big Crunch07:30
  • Total Runtime53:03

Info for Life in Times of the Big Crunch (feat. Niels Klein, Lars Duppler, Hanno Busch & Jonas Burgwinkel)

Herkömmliche Genregrenzen stellt Niels Klein schon seit Jahren in Frage. Viel zu breit gestreut ist sein Interesse an Musik und Klang, um sich selbst zu limitieren. Der 1978 in Hamburg geborene, seit seinem Studium in Köln ansässige Musiker hat sich in den letzten Jahren als Komponist und Leiter unterschiedlicher Formationen profiliert. Darunter auch große Ensembles, vom Metropole Orkest über das European Jazz Orchestra bis zum EOS Kammerorchester. Spätestens durch diese Arbeit hat sich Klein angewöhnt, über die gängigen Horizonte hinaus zu schauen. „Was ist überhaupt Jazz?“, fragt der Saxophonist und Klarinettist und findet, „das meiste, was interessant ist, lässt traditionelle Kategorisierungen hinter sich.“

Während Niels Klein für seine ausgeklügelten Kompositionen und sein expressiv-farbenreiches Spiel mehrfach ausgezeichnet wurde (ECHO 2015 als Saxophonist, WDR Jazzpreis Komposition, Europäischer Komponistenpreis der Stadt Berlin), geht er mit seinem Quartett Tubes & Wires in eine etwas andere Richtung als bei seinen sonstigen Projekten. Hier wird besonders das Spannungsfeld von natürlich und elektronisch erzeugten Klängen, die Begegnung von Holz und Strom auf individuelle Art ausgelotet. Die Spielhaltung der vier gestandenen Jazzer verrät ihren Hintergrund, zeigt gleichzeitig aber auch ihr Wissen um die Qualität von klaren Linien und transparenten Strukturen. Selbstverständlich kann das Quartett spontan interagieren, zumal der variable Puls von ECHO-Preisträger Jonas Burgwinkel und nicht etwa aus der Platine kommt. Man höre nur Grid mit seinen rhythmischen Finessen. Tatsächlich stehen bei Tubes & Wires Soli und Sounds gleichberechtigt nebeneinander, letztere werden oft im Zusammenspiel entwickelt. Deswegen setzt Klein hier auch kein Saxophon ein, konzentriert sich auf diverse Klarinetten in vielen, auch ungewöhnlichen Tonlagen. „Klarinetten haben einen sehr klaren, linearen Klang, der sich für mein Empfinden viel besser als jedes Saxophon für elektronische Manipulationen eignet“, erklärt Klein. Selbst wenn er seinen Ton elektronisch vervielfacht, scheinen die synthetischen Doubletten noch sehr nah am Original zu liegen.

Der größte Teil des Albums wurde innerhalb von drei Tagen live im Studio eingespielt. Etwa die Hälfte des Repertoires hatte das Quartett zuvor bereits auf Tournee ausformuliert, den Rest schrieb Niels Klein innerhalb eines Jahres dazu. Für die CD war ihm der Album-Gedanke wichtig, also die Dramaturgie einer bestimmten Reihen- und Abfolge und ein großer, übergreifender Bogen. Wesentlich für das Konzept von Tubes & Wires ist auch die Erweiterung der spielerischen Möglichkeiten. Keyboarder Lars Duppler, Gitarrist bzw. E-Bassist Hanno Busch und Niels Klein selbst können mal Melodie-, mal Harmonie-, mal Bass-Instrument sein. „Anders als mit einem konventionellen Harmonizer kann ich mit meiner Kombination aus Whammys und einem Delay auch die komplexen Akkordstrukturen meiner Musik auf den Klarinetten darstellen und vielfältig variieren“, freut sich Klein. Durch sein ausgefuchstes Setup entsteht bisweilen der Eindruck, mehrere Klarinetten zu hören, obwohl er nur eine spielt. Ganz ohne Overdubs, versteht sich. Gleichwohl wurden nach den Aufnahme-Sessions in einigen Passagen noch weitere Spuren hinzugefügt. Unüberhörbar ist das im Stück Perpetual Waves, wo das extrem seltene Ondes Martenot die Melodie übernimmt. Das in den zwanziger Jahren entwickelte Instrument erlaubt, ähnlich dem Theremin, suggestiv-sphärische Glissandi, lässt sich aber mit Hilfe einer Klaviatur präziser intonieren. Niels Klein verweist in diesem Zusammenhang gerne auf Radiohead, die ein Ondes Martenot hin und wieder einsetzen, und auf Olivier Messiaens „Turangalila“-Sinfonie.

Wenn Niels Klein für Tubes & Wires komponiert, denkt er an die beteiligten Musiker, an die Welt der Science Fiction und an Alternative-Rock. Dass zwischendurch trotzdem, etwa in Moonbender, „frickeliger Jazz“ herauskommt, der auch expressive Soli bereit hält, trägt zum Reiz des unkonventionellen Projekts bei. Andererseits enthält das Album „die einfachsten Melodien, die ich je geschrieben habe. Viele Ideen kommen mir recht spontan und manchmal muss ich mich geradezu überwinden, etwas schlichtes einfach mal stehen zu lassen.“ Damit es insgesamt nicht zu eingängig wird, bringt Klein die Band im entsprechenden Moment dazu, einige Störfaktoren zu inszenieren. Etwaige Skepsis, es könne vielleicht schon zu dick aufgetragen sein, „werfe ich dann über Bord und sage: lass mal einfach so machen!“, grinst Klein.

Ein gewisser schräger Humor blitzt zwischen den Noten immer wieder auf. Das Titelstück Life In Times Of The Big Crunch und Backward Happiness sind, sagt Niels Klein, vom Spielfilm Mr. Nobody des belgischen Regisseurs Jaco Van Dormael inspiriert. Thema des Film sind die Auswirkungen von Entscheidungen und Gedankenspiele, was passieren könnte, entschlösse man sich anders. Für einen zweiten Aspekt holt Klein etwas weiter aus. „ „Es gibt die Theorie, die den Big Crunch als Gegenstück zum Big Bang sieht. Am Ende der Ausdehnung des Universums steht seine Verdichtung, die Zeit würde dann rückwärts laufen. Auch im Film gibt es einen Moment der Zeitumkehrung, in dem auf einmal alle glücklich sind. Diese Theorie fand ich witzig.“ Konsequent hat Klein bei Backward Happiness mit diesem Gedanken geflirtet. „Wir haben das Ende des Stücks rückwärts eingespielt und die Aufnahme dann umgekehrt eingebaut, so dass sie letztlich wieder vorwärts läuft.“

Mit dem zweiten Album von Tubes & Wires beweist Niels Klein erneut sein Gespür für besondere Konzepte. Die schillernde Fusion von Gebläse und Elektronik, der Mix aus atmosphärisch-ausgefeiltem Bandsound und spannenden Improvisationen ergibt einen ebenso eigenwilligen wie unterhaltsamen Sci-Fi-Jazz.

Niels Klein, Klarinette, Alt-, Bass- und Contra-Alt-Klarinetten, Effekte
Lars Duppler, Fender Rhodes, Moog Prodigy, Roland Juno Synthesizers
Hanno Busch, Gitarre, Bass
Jonas Burgwinkel, Schlagzeug
Friedrich Paravicini, Ondes Martenot

Recorded 05-07. September 2016 by Wolfgang Stach at Maarwegstudio 2, Köln
Mixed 21-23. 11. 2016 by Wolfgang Stach and Niels Klein at Maarwegstudio 2, Köln
Mastered by Alex Kloss




Niels Klein
(1978 in Hamburg) studierte von 1998-2002 Saxophon und Komposition/Arrangement an der Hochschule für Musik u. Tanz Köln.

Seitdem konzertierte er mit Musikern wie Vince Mendoza, Peter Erskine, Jeff Hamilton, Albert Mangelsdorff, Bob Brookmeyer, Nils Wogram, Frank Wingold, Florian Ross, Pablo Held, Robert Landfermann, Jonas Burgwinkel u.v.a und trat auf zahlreichen Festivals in Deutschland und dem europäischen Ausland auf.

Er ist auf über 50 Tonträgern als Saxophonist und Klarinettist zu hören und veröffentlichte bisher 8 Alben unter eigenem namen oder als Co-Leader in verschiedenen Besetzungen (Trio, Quartett, Tentett, BigBand). Aktuelle Projekte sind das Quartett "Tubes & Wires" deren nächstes Album im April 2017 veröffentlicht werden wird und das orchestrale Projekt LOOM mit 17 Spielern, dessen Album im November 2016 bei KLAENG Records erschienen ist. Ausserdem ist er zur Zeit Mitglied des Florian Ross Quintetts, der Sebastian Sternal Symphonic Society, des Frank Wingold Quartetts, Pablo Helds GLOW und seit vielen Jahren festes Mitglied des Cologne Contemporary Jazz Orchestras und war lange Zeit Mitglied des Multiple Choice Orchestras.

Als Komponist, Arrangeur und Dirigent arbeitete mit zahlreichen BigBands und Orchestern wie der NDR BigBand, WDR BigBand, European Jazz Orchestra, Bundesjazzorchester, BJO, EOS Kammerorchester Köln, Metropole Orchestra, Oper Münster, Lucerne Jazz Orchestra, Berlin Art Orchestra, Spielvereinigung Süd u.v.a. sowie vielen BigBands deutscher Musikhochschulen. Zuletzt komponierte er ein Konzertprogramm für die NDR BigBand + Jim Black und arrangierte die Kompositionen des Pablo Held Trios für ein gemeinsames Projekt mit dem EOS Kammerorchester Köln.

Er ist seit 2011 gemeinsam mit Jiggs Whigham künstlerischer Leiter des Bundesjazzorchesters (BuJazzO) und war von 2009 bis 2016 Professor für Jazzkomposition u. Theorie am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück.

Er ist Träger zahlreicher Preise u. Auszeichnungen wie z.B. dem ECHO Jazz 2015, WDR Jazzpreis 2011, Europäischer Komponisten Preis der Stadt Berlin 2009, Förderpreis der Stadt Köln 2005 und des NRW Förderpreises 2004.

Von 2001 bis 2009 war er Mitglied der Hausband von Stefan Raabs Fernsehshow TVTotal "The Heavytones", mit der in über 1500 Episoden internationale Künstler wie Lionel Ritchie, Busta Rhymes, Adele, Backstreet Boys oder Jason Mraz u.v.a begleitete.

Er ist Gründungsmitglied des KLAENG Jazzkollektivs Köln, das seit 2010 mit verschiedenen Festivals und Workshops die Kölner Jazzszene bereichert und war ausserdem von 2006 bis 2014 Kurator und Organisator der Reihe Jazz-O-Rama im Artheater, Köln.



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